Finanztest – Der ewige Pflegefall

7. November 2017 in Finanztest / Stiftung Warentest, GKV, Pflegeversicherung, PKV, Pressespiegel

Die Zeitschrift Finanztest zeigt in der Ausgabe 11/2017 einmal mehr ihre Inkompetenz.
Diesmal hat man sich dem Thema Pflegezusatzversicherung gewidmet.

Wer sich auf diesen „Test“ verlässt, der ist verlassen, denn wieder wurde eine völlig unsinnige Testsystematik herangezogen.


80% des Testergebnisses beziehen sich auf den Beitrag:

„Wir haben die Höhe der monatlichen Leistungen für die 55-jährigen und die 45-jährigen Modellkunden getrennt bewertet. Dabei wurden die Leistungen bewertet, die diese für den vorgegebenen Beitrag im Pflegefall erhalten. Diese Leistungen haben wir der von uns angenommenen Versorgungslücke gegenübergestellt. Müssen Kunden auch im Pflegefall weiter Beiträge zahlen, so haben wir den aktuellen Beitrag von der Leistung abgezogen.“

Finanztest bewertet eine Momentaufnahme, den aktuellen Beitrag, mit 80%.
Die Versicherungsbedingungen werden hingegen nur mit 20% bewertet. Und das auch noch mit zweifelhaften Kriterien.
Finanztest berücksichtigt dabei nicht, dass sich der Beitrag in den nächsten Jahren verändern wird. Und das natürlich nicht kontinuierlich bei allen Tarifen im gleichen Rahmen.
Die Leistungen, die in den Versicherungsbedingungen verbindlich für die gesamte Vertragslaufzeit zugesichert sind, sollen also nur 20% des Gesamturteils Wert sein?
Interessant. Was nützt ein aus heutiger Sicht günstiger Tarif, der im Pflegefall möglicherweise nicht leistet?

Einer meiner „Lieblingspunkte“ ist der Punkt „Einmalzahlungen“.
Einmalzahlungen sind aus meiner Sicht eine finanzielle Erleichterung, müssten aber nicht unbedingt im Tarif eingepreist sein. Und je früher Leistungen fällig werden, desto mehr wird die Versichertengemeinschaft belastet und sieht sich mit Beitragserhöhungen konfrontiert. Es ist gut, dass diese Leistung in den Pflegezusatztarifen enthalten ist, es ist aber kein Kriterium, um einen Tarif zu bewerten.

Auch nicht zu verachten – ich hoffe, Sie erkennen die Ironie – ist die Bewertung des Punktes „Hilfe“.
Gemeint ist damit: „Gibt es Unterstützung, zum Beispiel die Vermittlung eines Pflegeheimplatzes, oder einen Zuschuss für die Einrichtung eines Hausnotrufsystems?“
Es ist für den Versicherungsnehmer zwar gut zu wissen, wenn im Pflegezusatztarif die sogenannten Assistenzleistungen mit enthalten sind. Allerdings ist dieser Punkt bei der Beurteilung einer Pflegezusatzversicherung m. E. nicht relevant.

Auch die Bewertung des Punktes Ausland (Zahlt der Versicherer automatisch auch, wenn der Kunde ins außereuropäische Ausland umzieht?) ist sehr fraglich.
Weltweite Geltung ist für den einen oder anderen wichtig, für viele allerdings nicht. Auch hier wieder: diesen Punkt in die Bewertung mit einfließen zu lassen, ist unnötig. Es kommt immer auf die individuelle Situation des Kunden an. Außerdem sind bei diesem Punkt sehr viele Kriterien zu beachten, wann, wie genau und unter welchen Bedingungen die Leistungen beim Auslandsaufenthalt fließen. Dieser Passus ist bei allen Tarifen anders geregelt und formuliert. Maßgeblich ist hier meistens auch die Vorleistung der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung.

Nach der Kritik hier nun die aus meiner Sicht sinnvollen Kriterien zur Auswahl einer leistungsstarken Pflegezusatzversicherung, dargestellt an einer Pflegetagegeldversicherung:

Kriterium

Optimalleistung

Gesundheitsfragen im Antrag Abfrage von Einzelerkrankungen in einem festgelegten Zeitraum
Wartezeiten Keine
Ambulante und stationäre Leistungen Prozentuale Abstufungen und 100% stationäre Leistungen bei PG 2-5 (ohne MDK-Gutachten)
Leistungen nach ADL-Punkten Alternativprüfung
Leistungen nach Reisberg-Scala (Demenz) Prüfung lt. GDS-Skala Grad 5 durch einen Neurologen (Alternativprüfung)
Anzeigefrist der Pflegebedürftigkeit Keine
Dynamisierungen und Widerspruch Beitrags- und Leistungsdynamiken ohne Altersbegrenzung
Leistungen bei Sucht und Vorsatz Ja
Leistungen auch während stationärer Krankenhaus-Unterbringung Ja
Unterlagen für die Leistungsprüfung Gutachten
Geltungsbereich Weltweit
Wie oft Nachprüfungen und durch wen Sollte sich nach dem MDK-Gutachten richten
Neuabschluss einer weiteren anderweitigen Pflegezusatzversicherung Ohne Einwilligung des Versicherers

Eine Betrachtung, die eine Berechnung zwischen Beitrag und theoretischer Leistung in den Vordergrund rückt, ist nicht zielführend, da erstens der Beitrag nicht konstant bleiben wird und zweitens Papier geduldig ist. Was nützen günstige Preise, wenn das Bedingungswerk nichts taugt?

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So vergleicht man Pflegetagegeldversicherungen richtig!

27. April 2015 in Finanztest / Stiftung Warentest, Pflegeversicherung

In meinem Beitrag vom 20.04.2015 hatte ich mich ja bereits ausführlich zum Finanztest 05/2015 Artikel zur gesetzlichen Pflegeversicherung und privaten Pflegezusatzversicherung geäußert.

Heute verrate ich Ihnen, welche Kriterien bei der Auswahl einer privaten Pflegezusatzversicherung (Pflegetagegeld) wirklich wichtig sind.

Ich habe dafür eine übersichtliche Tabelle erstellt:

Ranking Leistungsmerkmale Mindestanforderungen
1 Gesundheitsfragen im Antrag klar formulierte Gesundheitsfragen, Abfragezeitraum optimal 5 Jahre
2 welche Unterlagen müssen zur Leistungsprüfung eingereicht werden optimal ist nur der Leistungsbescheid, Gutachten ist üblich, möglichst keine weiteren Unterlagen und Untersuchungen
3 Wartezeiten bestenfalls keine
4 Höhe des Tages-/Monatssatzes mind. 30%/60%/100% (PS1/PS2/PS3) oder frei wählbar in Eurostufen
5 Höhe der Demenz-Leistungen mind. 30% der Pflegestufe 3, optimal Alternativprüfung lt. GDS
6 stationär (Pflegeheim) höhere Leistungen als ambulant (Pflegedienst, Pflegegeld) optimal sind 100% stationär in allen 3 Pflegestufen
7 Leistungen aufgrund von Sucht sollte auf jeden Fall enthalten sein
8 Anzeigefrist der Pflegebedürftigkeit möglichst lange rückwirkend
9 Änderung des SGB XI keine „Kann-Formulierung“, sollte auf jeden Fall klar formuliert sein
10 Beitragsaussetzungen/-reduzierungen sollte auf jeden Fall enthalten sein ohne erneute Gesundheitsprüfung
11 Beitragsbefreiung bestenfalls schon ab Pflegestufe 0 oder 1
12 Dynamisierungen optimal sind Beitrags- und Leistungsdynamiken ohne Altersbegrenzung
13 Leistungen auch während stationärer Krankenhaus-Unterbringung sollte enthalten sein
14 Geltungsbereich Standard sollte sein: EU/EWR/Schweiz, optimal: weltweit
15 Leistungen nach ADL-Punkten Alternativprüfung optimal
16 Einmal-Leistungen sollten enthalten sein

 

Hätte Finanztest diese Kriterien mit der entsprechenden Wertung angesetzt, wäre das Ergebnis komplett anders gewesen.
Aber dazu bedarf es einem gewissen Sachverstand, der bei Finanztest offensichtlich nicht vorhanden ist.

Verlassen Sie sich also auf keinen Fall auf Finanztest, sondern lesen Sie die Versicherungsbedingungen aufmerksam und lassen Sie sich die Bedingungen im Zweifelsfall von einem Experten erläutern.

 

Finanztest 05/2015 Artikel zur gesetzlichen Pflegeversicherung und privaten Pflegezusatzversicherung

20. April 2015 in Finanztest / Stiftung Warentest, Pflegeversicherung

Finanztest hat es sich einmal wieder zur Aufgabe gemacht und informiert über die gesetzliche Pflegeversicherung und die privaten Pflegezusatztarife.

Wenn Finanztest schon über das Gesetz SGB XI und die aktuellen Änderungen per 01.01.2015 informiert wäre es schön, es auch richtig und an manchen Stellen etwas ausführlicher darzustellen.

Es werden pauschale Aussagen getätigt: Wird jemand ein Pflegefall, sind vor allem drei Fragen zu klären: Wo kann der Mensch gepflegt werden? Was kostet das? Und wo kommt das Geld her?
Sollten diese Fragen nicht vor der eintreffenden Pflegebedürftigkeit geklärt werden? Wenn der Pflegefall schon eingetroffen ist, ist es meist zu spät, sich über diese Fragen Gedanken zu machen bzw. sind so viele andere Dinge zu bedenken und zu organisieren. Es ist ratsam, sich rechtzeitig Gedanken zu machen, was im Falle eines Pflegefalls auf einen zukommt. Und Geld, was im Pflegefall fehlt, kann man dann auch nicht mehr auftreiben.

Je nach Pflegestufe bekommen die dementen Bewohner der Wohngemeinschaft zwischen 689 Euro und 1.612 Euro von der gesetzlichen Pflegeversicherung.
Hier bitte beachten: wenn es in der beschriebenen Wohngemeinschaft so ist, dann ist das gut. Aber nicht jeder demente Pflegebedürftige wird auch in eine Pflegestufe 1-3 eingestuft, sondern landet in der Pflegestufe 0. Und dann gibt es lediglich 231 Euro Pflegegeld.

Bei den Entgelten wurde auch nicht darauf eingegangen, dass man als Demenzkranker in der Pflegestufe 3 beim Pflegegeld bei der ambulanten Versorgung durch einen Pflegedienst nicht mehr Geld bekommt, sondern die Entgelte hier gleich sind. Im Pflegeheim gibt es gar keine Mehrleistungen in keinen Pflegestufen für an Demenz erkrankte Menschen.

Wenn man einen Antrag bei der Pflegekasse auf Einstufung stellt, kommt der MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) vorbei und stuft nach einem Fragekatalog ein. Hier findet eine Beratung in Sachen Pflegehilfsmittel statt und der MDK vermerkt am Ende seiner Begutachtung, welche Hilfsmittel der Pflegebedürftige braucht. Es ist richtig, dass hier keine Verordnung vom Arzt benötigt wird. Finanztest geht aber nicht weiter darauf ein, was passiert, wenn man während seiner Pflegebedürftigkeit weitere Hilfsmittel braucht. Dann muss natürlich ein Arzt eine Verordnung ausstellen.

Der Gesetzgeber hat zum 01.01.2015 für Hilfsmittel zum einmaligen Gebrauch den Zuschuss von 31 Euro auf 40 Euro angehoben. Schauen wir uns dazu einmal folgendes Beispiel an:
Ein Paket Inkontinenz-Windeln (56 Stück) kostet 72 Euro. Wenn man bedenkt, dass man „nur“ 3 Stück am Tag benötigt, so sind das im Monat mindestens 90 Stück, das heißt 1 ½ Pakete und dann ist man mal eben schnell bei 108 Euro pro Monat. Ein Paket Krankenunterlagen 60×90 (Betteinlagen) (50 Stück) kostet 34,90 Euro. Diese braucht man meist zusätzlich. Hier muss nach wie vor einiges selbst dazu gezahlt werden.

Zum Artikel „Wann Kinder zahlen müssen“ ist festzuhalten: es ist richtig, dass der Selbstbehalt für Kinder per 01.01.2015 auf 1.800 Euro gestiegen ist. Zurzeit sieht es noch relativ gut aus, dass die Kinder nicht für ihre Eltern aufkommen müssen oder nur zu einem geringen Anteil.

ABER: Dann bezahlt es eben der Steuerzahler, weil die Sozialkassen einspringen. Und die Frage, die sich hier stellt ist: wie lange soll das noch gut gehen? Die staatlichen Zuschüsse zur Pflege belaufen sich jetzt schon seit Jahren auf 3,5 Mrd. Euro jährlich.

Alles schön zu reden bringt einen hier nicht weiter! Was auf jeden Fall empfehlenswert ist, einen Fachanwalt zu Rate zu ziehen, sollte man betroffen sein.

Lückenfüller für die Pflege

Die meisten pflegebedürftigen Menschen – auch mit Demenz – sind in Pflegestufe 1 und 2 und werden zuhause versorgt. In diesen Fällen liegt die Versorgungslücke je nach Stufe im Schnitt bei 540 Euro oder 1.295 Euro.

Das mag auf die Pflegebedürftigen zutreffen, die wegen körperlichen Einschränkungen eingestuft wurden. Bei Demenzkranken reicht das – auch schon bei Pflegestufe 1 – bei weitem nicht aus!

Demenzkranke müssen, egal in welcher Pflegestufe sie eingestuft sind, sehr intensiv betreut werden, weil die räumliche und zeitliche Orientierung fehlt. Der Pflegedienst kann nicht eben mal früh eine halbe Stunde vorbei schauen. Demenzkranke wissen oft auch nicht, ob sie schon gegessen haben, sich gewaschen haben und ob es morgens 8 Uhr oder abends ist. Es muss mit sehr hohen Zusatzkosten gerechnet werden.

Abschlusswillige sollten vor Vertragsabschluss überlegen, ob sie die über Jahre steigenden Beiträge auf Dauer zahlen können.

Bei dem Absatz wird der Leser allein gelassen. Warum steigen die Beiträge? Und in welcher Höhe werden die Beiträge steigen? Das wird leider erst auf der Folgeseite erklärt und sehr kurz angebunden und stiefmütterlich.

Pflegezusatzverträge werden prozentual wegen des gesundheitlichen Risikos eher abgelehnt als dass die Verträge mit Risikozuschlag abgeschlossen werden. Finanztest ist der Meinung, es gebe oft Risikozuschläge. Das ist eher in anderen Sparten zu beobachten als bei den Pflegetagegeldern. Es gibt wenige Anbieter, die mit Risikozuschlägen arbeiten, die meisten Anträge werden abgelehnt, sollte es mit der Gesundheit nicht passen.

Und es wird die Frage aufgeworfen, ob man sich eine Pflegetagegeldversicherung überhaupt neben BU und Altersvorsorge leisten kann bzw. unter „Unser Rat“ steht: Müssen Sie kündigen, verlieren Sie das eingezahlte Geld und sind im Pflegefall ohne Schutz. Ja, man kann es sich neben BU und Altersvorsorge leisten. Es gibt Tarife, wo man Optionsrechte auf Höherversicherung zu bestimmten Zeitpunkten ausüben kann oder wo man nur erst einmal den Risikobeitrag zahlt oder wo man bausteinkastenmäßig nur bestimmte Pflegestufen absichern kann oder wo man auch nur Demenz versichern kann. Und nein, man muss nicht immer kündigen. Man kann auch ruhend stellen oder – auch wenn es nicht schön ist – die Leistungen reduzieren, dann reduziert sich auch der Beitrag oder man nimmt die Variante wahr, nur den Risikobeitrag zu zahlen. Solche Behauptungen von Finanztest sind nicht förderlich. Ganz viel später geht Finanztest darauf ein, dass es auch Tarife gibt, die Ruheversicherungen anbieten.

Wie hat Finanztest denn nun getestet?

Vorab ist festzustellen, dass es sehr unübersichtlich ist und man selbst als Makler, der diese Sparte seit Jahren anbietet, Schwierigkeiten hat, die Ansätze und Denkweise nachzuvollziehen.

Wir gehen davon aus, dass die Versorgung in der Pflegestufe 0 etwa genau so viel kostet wie in Pflegestufe 1.
Ab hier könnte man aufhören zu lesen: wir gehen davon aus, …: wer ist WIR?
Und warum wird wovon ausgegangen? Was sind das für Testmerkmale? Und wie oben schon beschrieben, ist es in der Praxis nicht so! Die Betreuung in der Pflegestufe 0 ist wesentlich pflegeintensiver und kostet somit auch mehr.

Das Leistungsniveau ist das wichtigste Bewertungskriterium im Test: Wie viel Geld erhält der Kunde in den verschiedenen Pflegestufen?

Hat sich vielleicht schon einmal jemand die Frage gestellt: Bekommt der Kunde überhaupt seine ihm versprochenen Leistungen???? Da kann doch die Absicherung so schön und gut daherkommen, wenn man aber Unterlagen nicht einreichen kann, weil man diese gar nicht erbringen kann, dann bekommt man die Leistungen gar nicht.

Und spätestens hier fragt man sich als geneigter Leser: wer hat das geschrieben? Was genau möchte Finanztest dem Lesen damit sagen?

Aber es geht noch weiter:

Blickt man auf alle Angebote, schneiden die Kombitarife etwas besser ab.

Bei den meisten Kombitarifen muss man darauf achten, wenn man ein Pflegetagegeld zzgl. dem Pflege-Bahr abschließt, dass es auch von den Leistungen her prozentual ausgetütet wird. Der Pflege-Bahr hat immer schlechtere Leistungen als der Pflegezusatztarif und auf den Anteil, den man mit dem Pflege-Bahr abgedeckt hat, bekommt man auch nur die Leistungen aus dem Pflege-Bahr. Der Pflege-Bahr lohnt sich nur, wenn man schwerwiegende gesundheitliche Einschränkungen hat und man nirgends mehr unterkommt. Bei den Kombitarifen muss man auch Gesundheitsfragen beantworten, da geht es eigentlich nur darum, die 5 Euro Förderung zu bekommen.

Neben dem Leistungsniveau sind die Vertragsbedingungen bei der Bewertung entscheidend. … Positiv bewertet haben wir, dass Versicherte keinen Beitrag mehr zahlen, wenn sie pflegebedürftig werden und die Leistungen selbst dann noch regelmäßig steigen.

Das ist schön zu lesen, dass man sich auch das Bedingungswerk anschaut. Und aha: die Beitragsbefreiung ist also wichtig. Da hätte ich einen anderen Ansatzpunkt: wie kalkuliert der Versicherer seine Beiträge? Wenn es ausreichend Leistungsfälle in den unteren Pflegestufen gibt, bleiben Beitragsanpassungen nicht aus. Wenn ein Versicherer erst ab Pflegestufe 3 beitragsfrei stellt ist das vielleicht gar nicht so verkehrt? Außerdem erhält man doch Leistungen aus der privaten Zusatzabsicherung und wenn man es richtig gemacht hat, wird die finanzielle Lücke gedeckt und ist nicht nur so ein Beibrot. Dann kann man sich wohl den Beitrag auch noch leisten, oder?

Sieht der ungeförderte Tarifteil beispielsweise eine Freistellung vom Beitrag vor, sobald der Kunde pflegebedürftig wird, gilt dies meist nicht auch für den Teil mit staatliche Förderung.

Das meinte ich eingangs mit: durcheinander geschrieben und man muss sich die Puzzleteile selbst zusammen suchen. Hier geht Finanztest wenigstens etwas auf die Problematik ein.

Leser berichten uns, dass sie zum Beispiel aufgrund einer Allergie oder einer leichten Augenerkrankung bei einzelnen Anbietern gar keinen Vertrag abschließen konnten. Die Versicherer können kranke Kunden aber auch annehmen und Risikozuschläge verlangen.

Hier haben wir wieder die Risikozuschläge, die wie oben schon erwähnt, nicht die Regel sind. Es wird eher abgelehnt. Und ja, die Versicherer haben unterschiedliche Gesundheitsfragen. Auch darauf muss man achten. Dafür gibt es Profis, die sich am Markt umschauen und für den Kunden den richtigen Tarif mit den passenden Gesundheitsfragen heraussuchen.

Bei der erwähnten Allergie kann ich das nicht nachvollziehen, aber bei einer Augenerkrankung schon. Man muss sich nur einmal überlegen, welche Gründe zur Pflegebedürftigkeit führen könnten, und da sind Augen schon ein wichtiger Punkt.

Auch jetzt kommt in einem Abschnitt doch schon vor, dass Verträge auch kostenfrei ruhen können. Puzzle die Xte.

Regelmäßiger Nachweis

Einige Versicherer verlangen regelmäßig einen neuen Nachweis. Andere behalten sich vor, die Einstufung durch eigene Ärzte überprüfen zu lassen.

Ja, das ist richtig. Da muss man ganz genau die Bedingungen lesen. Vor allem, was genau für Nachweise erforderlich werden. Unter Umständen kann man diese gar nicht einreichen, weil sie nicht erstellt werden.

Ein Beispiel ist hier die DFV, s. §§ 10.2 und 10.4 (Versicherungsbedingungen 12/2014). Im Test bei Finanztest hat die DFV den 4. Platz belegt mit GUT (1,7). Hier widerspricht sich so einiges. Einerseits schreibt Finanztest, dass man auf den regelmäßigen Nachweis achten soll und dann testen sie bei dem Versicherer, der das schlecht geregelt hat, auf Platz 4. Nun ja. Siehe auch weiter unten noch zur DFV.

Private Pflegetagegeldversicherungen werden – wie die gesetzliche Pflegeversicherung – auf die neue Systematik umgestellt und die Bedingungen angepasst. Der Versicherungsschutz geht nicht verloren.

ACHTUNG! ACHTUNG! FALSCH!!! Die Musterbedingungen sehen vor, dass der Versicherer KANN, also wenn er denn möchte und der Meinung ist. Er muss nicht. Einige wenige guten Versicherer haben in ihren Tarifbedingungen verankert, dass sie umstellen WERDEN, wenn der Gesetzgeber das SGB XI ändert.

Wie wurde getestet?

Als erstes fällt auf, dass die Württembergische jeweils auf Platz 1 bei den Pflegetagegeldtarifen ohne Förderung ist. Beim Modellkunden mit 45 Jahren hat die Württembergische ein Qualitätsurteil „SEHR GUT (1,2)“ und beim Modellkunden mit 55 Jahren ein „SEHR GUT (1,5)“. Wie kommt denn die Abstufung zu Stande? Bloß weil der Kunde 10 Jahre älter wird ändern sich doch die Bedingungen nicht. Ausnahmsweise sind die Bedingungen hier gut. Ist wahrscheinlich Zufall.

Bei der Allianz ist festzustellen, dass in den Tarifen PZT B03/E03/A03 100% der abgesicherten Pflegestufe 3 stationär in allen 3 Pflegestufen geleistet wird. Warum erscheint dann in der Tabelle folgendes:

Stationär Pflegestufe 1 = 1.295 Euro

Stationär Pflegestufe 2 = 1.295 Euro

Stationär Pflegestufe 3 = 1.350 Euro

So kann man das nicht stehen lassen. Das verfälscht. Es gibt in den Pflegestufen 1 und 2 stationär auch 1.350 Euro.

Finanztest schreibt auf der Seite „Zusatzinformation Seite 2“ zwar, dass sie hier den Beitrag, den der Kunde im Leistungsfall weiter bezahlen muss, vom Geldbetrag abgezogen hat. Aber so kann man die Leistungen nicht darstellen. Auch wenn die Allianz eine Betragsbefreiung „erst“ ab Pflegestufe 3 anbietet.

DFV auf dem 4. Platz. Das mag von den von Finanztest getesteten Leistungsmerkmalen so sein. Leider hat die DVF nach wie vor Defizite in ihrem Bedingungswerk, was die Unterlagenanforderung im Leistungsfall betrifft. Was nützen mir gute Leistungen, wenn ich die Leistungen im Pflegefall sehr schwerlich bis gar nicht bekomme?
Unter dem Paragraphen 10 stehen die Verpflichtungen der versicherten Person nach Eintritt des Versicherungsfalls, also der Pflegebedürftigkeit.

Unter 10.1 werden „alle notwendigen Unterlagen“ verlangt. Nirgends steht, welche Unterlagen genau einzureichen sind. „… insbesondere das Gutachten des medizinisches Dienstes …“ – das Gutachten des MDK ist einzureichen, aber ob das ausreichend ist, bestimmt der Versicherer.

Unter 10.2 kann die DFV es für notwendig erachten, weitere zusätzliche Informationen von Ärzten, Heilbehandlern, der Krankenversicherung sowie Sozialversicherungsbehörden einzuholen. Der Versicherer kann also ohne Ende Unterlagen einfordern und hält sich somit immer ein Hintertürchen auf.

Unter 3.4 (Durch wen und wie wird der Versicherungsfall festgestellt?) steht in Sachen Demenz: „… behalten wir uns vor, den Feststellungen des medizinischen Dienstes erst dann zu folgen, wenn ein fachärztliches Gutachten die genaue Ursache bestätigt.“ Zurzeit ist die genaue Ursache einer Demenzerkrankung nicht bekannt. Wüssten wir das, würde doch jeder Mensch sofort anfangen, die Ursachen zu bekämpfen und wir hätten für die Zukunft keine Demenzfälle mehr. Das wäre doch toll!

Der Münchener Verein ist auf Platz 20. Auch nicht zu verstehen, weil es ein sehr guter Tarif mit richtig guten Bedingungen ist. Hier ist lediglich zu monieren, wenn überhaupt, dass sie 3 Jahre Wartezeit haben, aber sie bieten ihren Tarif auch ohne Gesundheitsfragen an (mit einer Erklärung über ca. 12 Schwersterkrankungen). Das muss ja irgendwie finanziert werden.

Die Hallesche sehe ich auch auf gar keinen Fall auf Platz 22. Was genau zu diesem unteren Platz geführt hat, lässt sich aus meiner Sicht nicht nachvollziehen. Hier ist das Bedingungswerk auch ein sehr gutes.

Schauen wir uns zum Schluss noch die Leistungsmerkmale an, wie getestet wurde.

Bieten Anbieter mehrere gleichartige Tarife an, so haben wir den besseren abgebildet.
Den Besseren wovon? Wo sind hier die Prioritäten? Diese sind leider nirgends aufgeführt.

Die Continentale lehnte eine Teilnahme an dieser Untersuchung ab.

Das ist ja einmal eine Maßnahme, an solchen schwammigen Untersuchungen nicht teilzunehmen und darauf zu bestehen, dass es auch erwähnt wird.

80% fallen bei der Bewertung auf das Leistungsniveau, nur 20% auf weitere Leistungsmerkmale.

Es geht also bei 80% nur um die Höhe der monatlichen Leistungen in den Pflegestufen 0-3.

Bei den 20% geht es z.B. um Sonderzahlungen. Natürlich sind Einmalzahlungen bei Eintritt des Pflegefalls hilfreich, aber nicht das Ausschlaggebende. Außerdem sind diese Leistungen im Beitrag mit einkalkuliert, so dass der Beitrag ohne diese Leistung – ich schätze mal – ca. 5 Euro preiswerter wäre.

Und noch ein Punkt ist die Hilfeleistung ohne Aufpreis, diese sogenannten Assistenceleistungen. Das ist schön, wenn die Versicherer das anbieten, aber auch das ist im Beitrag mit einkalkuliert, weil kein privates Versicherungsunternehmen umsonst arbeitet. Ist ein gutes Werbeinstrument, mehr nicht.

Lesen Sie in der nächsten Woche:

„So vergleicht man Pflegetagegeldversicherungen richtig!“

Finanztest testet BU-Versicherungen

20. Juni 2010 in BU-Versicherungen, Finanztest / Stiftung Warentest

Mal wieder ein Test zum Thema Berufsunfähigkeitsversicherungen in der Zeitschrift Finanztest aus dem Hause Stiftung Warentest (Ausgabe Juli  2010). Leider haben sich die Finanztester bei diesem Test wieder einmal nur sehr oberflächlich mit der Materie beschäftigt.

Aber der Reihe nach:

Aufmacher für das Thema BU-Versicherungen war diesmal die Schlagzeile „Selten nach Wunsch“.

Hintergrund war eine Versuchsanordnung, in welcher 274 Probanden eine Berufsunfähigkeits-Versicherung abschließen sollten. Lt. Angabe der Finanztest ging das nur in einem Viertel der Fälle „glatt“.  Gemeint ist damit, dass die BU-Versicherer in 75% der Fälle mit Ablehnungen oder Risikozuschlägen und/oder Ausschlüssen reagiert haben. Mich persönlich überrascht dieses Ergebnis nicht. Mutmaßlich wurden hier Anträge gestellt, die vorher nicht von einem auf BU-Versicherungen spezialisierten Vermittler/Berater mit der Risikoabteilung des entsprechenden Versicherungsunternehmens durchgesprochen wurden und/oder keine aussagekräftig aufbereiteten Unterlagen zu Vorerkrankungen oder sonstigen Risiken eingereicht wurden. Die Quote der von mir eingereichten und vorher sauber ausgearbeiteten und durchgesprochenen Anträge, die ohne Ausschluss, Risikozuschlag oder Ablehnung wie beantragt angenommen werden, liegt deutlich höher.

Im Artikel der Finanztest verwundert die Aussage, dass man zunächst bei den vergleichsweise preiswerten Anbietern (von Finanztest mit sehr gut oder gut bewertet) anfragen solle. Obgleich im selben Absatz darauf hingewiesen wird, dass gerade diese Anbieter nicht sehr annahmefreundlich seien.

Im Weiteren erfolgen einige undifferenzierte Aussagen wie „einmal abgelehnt, immer abgelehnt“ oder auch, dass Arztberichte sehr gefährlich seien. Das stimmt, wenn man keine Ahnung hat, wie man damit umgeht. Den Warnungen vor Vermittlern, die den Kunden zur Verharmlosung von Vorerkrankungen auffordern, kann ich mich allerdings vorbehaltlos anschließen. Hier wird der Versicherungsschutz fahrlässig und teilweise mutmaßlich sogar vorsätzlich gefährdet.

Wenn die Finanztester endlich einmal begreifen würden, dass beratungsintensive und sensible Themen wie BU-Versicherungen in die Hände von Profis gehören, dann wäre viel gewonnen. Aber dieser Rat verkauft sich natürlich schlechter, als eine Horrorgeschichte.

Am Ende des Artikels folgt dann das Unvermeidliche. Ein Test der Finanztester, der es in sich hat. Auf der Basis der Kriterien

  • Verzicht auf die abstrakte Verweisung
  • Verkürzung des Prognosezeitraums auf sechs Monate
  • Nachversicherungsgarantien ohne erneute Gesundheitsprüfung
  • Befristung der BU-Leistung (Bewertung wird undifferenziert dargestellt!)
  • Verzicht auf Änderung oder Kündigung bei schuldloser Anzeigepflichtverletzung
  • Geltungsbereich
  • Antragsfragen
  • Endalter
  • Versicherbare Berufe
  • Netto-Jahresbeitrag (ohne Überschüsse)

Das war alles!

Ergebnis: 39 (in Worten: Neununddreißig) Tarife wurden mit „sehr gut“ bewertet. Liebe Finanztester: Geht’s noch? Wer so testet, der sollte doch lieber beim Vergleich von Toastern oder Girokonten bleiben. Obwohl hier ja auch nicht immer „unfallfreie“ Ergebnisse präsentiert wurden.

Die Testkriterien sind nicht nur völlig unzureichend, sondern auch teilweise sonderbar.

Den Verzicht auf die abstrakte Verweisung hat nun ja fast jeder Anbieter in seine Bedingungen geschrieben. Aber vielleicht sollte man auch einmal darauf achten, was bei der Nachprüfung passiert!? Der Prognosezeitraum ist auch fast überall auf sechs Monate reduziert. Wenn auch nicht bei allen Tarifen, die mit „sehr gut“ von der Finanztest eingestuft wurden. Die Kriterien für die Nachversicherungsgarantie ignorieren die Variante „Ausbau- oder Erhöhungsoption“ ohne Ereignis. Der Test gibt keinen Aufschluss darüber, ob die Möglichkeit einer befristeten Leistungsanerkennung mit Angabe der Dauer genauso gut bewertet wird, wie ein genereller Verzicht auf ein befristetes Anerkenntnis. Der Punkt „Verzicht auf Änderung oder Kündigung bei schuldloser Anzeigepflichtverletzung“ ist bereits im Versicherungsvertragsgesetz geregelt. Aber bitte, von mir aus! Geltungsbereich (Ausland) ist sinnvoll, allerdings nur, wenn man gleichzeitig untersucht, ob der Versicherer auf eine Untersuchung im Inland verzichtet. Die Antragsfragen wurden bewertet. Negativ bewertet wurde die Frage, ob schon anderweitig Anträge gestellt wurden. Kein Kommentar! Wie genau Endalter und versicherbare Berufe geprüft wurden, lassen wir einmal dahingestellt. Es obliegt jedem Kaufmann, welche Geschäfte er machen möchte. Auch einem Versicherungsunternehmen muss man dieses Recht zugestehen. Nicht ganz verständlich ist die Angabe „Netto-Jahresbeitrag“ (ohne Überschüsse). Leute, das wäre der Bruttobeitrag. Und den habt Ihr Finanztester eben mal ignoriert! Ist ja auch nicht so wichtig, wenn der Beitrag sich um 100 -150% erhöht. Zudem ist es lächerlich, nur einen Beruf (Diplom-Kaufmann / Diplom-Kauffrau) zu bewerten.

Warum wurden wesentliche Kriterien ignoriert? Darüber kann man nur spekulieren. Entweder fehlt es an der erforderlichen Fachkenntnis oder die Liste wäre zu kurz geworden. Und wenn da nicht die Wunschkandidaten dabei gewesen wären… Lassen wir das.

Zwingend hätten u. a. folgende Kriterien mit in die Wertung genommen werden müssen:

  • Beitragsstundung während der Leistungsprüfung
  • Regelung zur Umorganisation des Arbeitsplatzes
  • Ausbaugarantie ohne Ereignis und ohne erneute Gesundheitsprüfung
  • Kriegsklausel
  • Definition der bisherigen Lebensstellung
  • Verzicht auf befristetes Anerkenntnis
  • Regelung bei vorübergehendem und endgültigem Ausscheiden aus dem Beruf
  • Einschluss fahrlässiger Verstöße
  • Verzicht auf Prüfung des vorher ausgeübten Berufes bei Berufswechsel

und einige Punkte mehr.

Fazit: Dieser Test ist eine glatte Fehlleistung. Wer sich daran orientiert, landet mit 90% Sicherheit beim falschen Tarif.

Aber ich kann mich nur wiederholen: Wer keine Qualifikation nachweisen muss, seine Beratung nicht dokumentieren muss und für seine Aussagen nicht haftet, der darf für die Auflage schreiben. Erbärmlich!

Seit dem 14.06.2011 ist die Ausgabe 07/11 mit einem neuen Test im Umlauf.

Finanztest und die Analyse zur PKV

22. Januar 2010 in Finanztest / Stiftung Warentest, PKV

Einmal pro Monat entnehme ich unserem Büro-Briefkasten ganz besondere Post. Die Zeitschrift Finanztest aus dem Hause Stiftung Warentest. Ich schwanke immer zwischen ungläubigem Kopfschütteln und Heiterkeit. Damit auch andere Menschen ihren Kopf schütteln können oder sich erheitern können, werde ich ab sofort mein Fundstück des Monats aus der Finanztest hier einstellen. Gleichzeitig rege ich an, dass die Zeitschrift wöchentlich erscheint. Dann habe ich jede Woche das Vergnügen, einen Beitrag diesbezüglich zu erstellen.

Diesmal hat es mir nach dem ersten Durchblättern der auf Seite 95 abgedruckte Analysebogen Private Krankenversicherung angetan. Gegen eine Gebühr von 18 Euro (Kinder und Menschen ab 65 zahlen nur 8 Euro), kann man sich eine Analyse für eine private Krankenversicherung von der Stiftung erstellen lassen. Das ist günstig und fair, keine Frage.

Und schon habe ich den Kugelschreiber in der Hand, um einen Bogen für mich selber auszufüllen. Kann ja nichts schaden.  Ich lese aber erst einmal weiter und auf den ersten Blick bewundere ich die Stiftung insgeheim dafür, dass die mit einer einzigen Seite auskommen. Meine Kunden müssen mit mir ein mehrseitiges Dokument durcharbeiten um in die Nähe der geeigneten Tarife zu kommen. Die darauf folgende genaue Bedingungsanalyse ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Ich lese also weiter und meine Bewunderung schlägt allmählich in Kopfschütteln um. Selbst ich als Fachmakler für PKV verstehe nicht ganz, was ich dort ankreuzen soll. Die Fragen sind ungenau und ohne weitere Erläuterungen. Jetzt wird mir auch klar, warum die Stiftung mit so wenig Platz aus kommt. Wer nicht für seinen Rat haftet, keine Erlaubnis für diese Tätigkeit braucht und seinen Rat auch nicht begründen und dokumentieren muss, der darf natürlich oberflächlich bleiben. Leider weiß das der Verbraucher nicht. Aber vielleicht tragen ja Artikel wie dieser zur Aufklärung bei.  Nachdem ich alle Punkte gelesen habe überlege ich nicht mehr, ob ich mir ein Angebot (Verzeihung, eine Analyse!) von der Stiftung zusenden lasse. Ich bin mir dessen sicher. So viel Spaß muss einfach sein!

Es geht ganz harmlos los mit den persönlichen Daten und dem Beschäftigungsverhältnis. Die Erläuterung für Angestellte bezüglich der Versicherungspflichtgrenze ist unsauber formuliert, aber darüber lese ich großzügig hinweg. Die schönen Sachen kommen ja noch…

Jetzt wird nach dem gewünschten oder bestehenden Versicherungsschutz gefragt und ich kann sagen, dass ich nur Tarife der Gesellschaft genannt haben möchte, bei der ich schon Kunde bin. Gut, das ist sinnvoll. Aber was soll ich denn nun angeben? Meine Wünsche oder das, was ich schon habe? Und wenn das was ich habe nicht dem entspricht, was ich mir wünsche??? Ich entscheide für mich, dass ich hier meinen Wunschzettel schreiben kann, also weiter im Text Frage nach der Selbstbeteiligung? Leicht zu beantworten. Obwohl – ich hätte gerne eine SB nicht im Stationären Bereich. Aber das kann ich nicht ankreuzen!

Wir kommen zum Thema Unterbringung im Krankenhaus.  Ah, das kommen ja meine Lieblingsfragen: Wollen Sie Einbettzimmer mit Chefarzt oder Zweibettzimmer mit Chefarzt oder Mehrbettzimmer ohne Chefarzt? Und bei den Varianten Einbettzimmer und Zweibettzimmer darf ich ankreuzen, ob Arzthonorare bis zum Höchstsatz der GOÄ oder auch darüber hinaus erstattet werden sollen.

Mist, trifft auch mich nicht wirklich zu! Ich will einen Tarif mit Wahlleistungen im stationären Bereich. Den Arzt und das Krankenhaus will ich mir frei aussuchen können. Wenn der von mir bevorzugte Arzt „nur“ Oberarzt ist und in einer Privatklinik operiert, die höhere Sätze als ein städtisches Krankenhaus aufruft, dann will ich das bezahlt bekommen. Eine Bindung an die Gebührenordnung (GOÄ) sollte gar nicht bestehen. Über 3,5 kann ja auch bedeuten 5,0. Und wenn mein Arzt den 12,0-fachen Satz für eine lebenserhaltende OP berechnen will, was mache ich dann? Und was ist, wenn ich in die USA fahren will, um eine OP durchführen zu lassen, die hier objektiv nicht möglich ist? Da gilt doch die GOÄ gar nicht. Ich lasse den Punkt erst einmal weg. Vielleicht hilft mir ja jemand durch einen Kommentar, wenn ich meinen Beitrag im Blog veröffentliche. Ob sich wohl der interessierte Verbraucher dieselben Fragen stellt?

Es geht weiter mit Zahnbehandlungen und Zahnersatz und anhand der Fragestellung wage ich eine erste Vermutung über die von der Stiftung wohl verwendete Software. Ich darf mich zwischen Prozentsätzen entscheiden, deren Spanne ich interessant finde. Bei der Behandlung mindestens 90 Prozent oder 50 – 90 Prozent. Was da wohl raus kommt, wenn ich 50 – 90 Prozent ankreuze. Beim Zahnersatz darf ich wählen zwischen mind. 75 Prozent und zwischen 50 und 75 Prozent. Wie, das war’s schon zum Thema Zahn? Ach nein, weiter unten kann ich dann noch sagen, wie wichtig ich Inlays, Erstattungsobergrenzen in den ersten Vertragsjahren und die Höhe der Erstattung finde. Und wieder habe ich ein Problem! Ich will bei Zahnersatz natürlich eine hohe prozentuale Erstattung. Aber wovon ausgehend? Inlays? Klar, warum nicht.  Wo wird eigentlich nach Zahnimplantaten gefragt? Habe ich das etwa überlesen? Nein, habe ich nicht. Wird tatsächlich nicht gefragt. Dabei hatte ich mich schon so darauf gefreut, die Anzahl angeben zu dürfen. Aber ist ja nicht so schlimm. Implantate sind ja nur so ziemlich der größte Kostenfaktor, den ich mir vorstellen kann. Zahle ich natürlich gerne aus der eigenen Tasche. Denkt sich die Stiftung sicher auch. Oder ist die verwendete Software nicht gut genug?

Unter den Zahnleistungen wird dann nach Besonderheiten beim Krankentagegeld gefragt. Hier lasse ich Gnade vor Recht ergehen. Im Vergleich zu den anderen Punkten ist das schon einigermaßen in Ordnung.

So, gleich geschafft. Jetzt werde ich nach gewünschten zusätzlichen Leistungen gefragt. Klingt nach Luxus, oder? Dabei wurden ja bisher nicht einmal die existenziellen Risiken vollständig abgefragt! Ob ich auch Schutz im außereuropäischen Ausland will? Na klar. Und zwar für mindestens sechs Monate. Und wenn ich meinen Wohnsitz verlege, was ist dann? Ist die Verlegung des Wohnsitzes innerhalb von Europa anders zu betrachten? Was ist, wenn ich in den USA ins Krankenhaus muss. Wie lange zahlt die Versicherung? Aber ich bin mir sicher, wenn ich das als sehr wichtig markiere, kann mein Auslandsschutz ja nur toll sein.

Nächster Punkt: Vorsorgeuntersuchungen. Nehme ich.  Bekomme ich die gleichen Vorsorgeuntersuchungen wie der Kassenpatient? Ich will bessere und zwar dann, wann mir danach ist. Kann ich aber natürlich nicht ankreuzen. Heilpraktiker? Nö, ist mir egal. Aber durch Ärzte durchgeführte Naturheilverfahren könnten mich interessieren. Ist das dasselbe? Sehhilfen? Brauche ich. Was die mir wohl berechnen, wenn ich sehr wichtig sage? Oder wenn ich sage, dass ich gerne eine Lasik-OP bezahlt haben möchte. Ist das überhaupt möglich?

Hilfsmittel (z.  B. Prothesen)? Das gefällt mir! Ich will aber auch Körperersatzstücke (Ohr, Auge, Gesichtshälfte), meinen elektrisch betriebenen Rollstuhl und mein Heimdialysegerat bezahlt bekommen. Ich suche die entsprechende Spalte. Erfolglos!

Jetzt werde ich nach meinem Wusch bezüglich Psychotherapie gefragt.  Klar ist mir wichtig. Ich will dann aber  keinen Arzt, sondern einen Psychotherapeuten aufsuchen können. Und wenn es sein muss, dann auch ein Jahr lang einmal pro Woche. Wo mache ich mein Kreuz? Einfach bei sehr wichtig. Die Stiftung weiß doch, was gut ist und wird das alles sicher berücksichtigen.

Fahrkosten zum Arzt? Klar, besonders, wenn ich zu einer Strahlentherapie muss oder zur Dialyse. Meinen die auch Krankenhaus? Und meinen die mit Fahrt auch den Flug im Rettungshubschrauber? Ach, das mit dem Krankenhaus kommt später. Aber auch hier werde ich meinen Wunsch nach dem Hubschraubertransport nicht los.

Psychotherapie stationär? Rein statistisch brauche ich das als Mann. Überarbeitung, Suff oder Trennung stehen da statistisch ganz weit vorne. Also gut, von mir aus nehme ich das. Aber wie lange darf ich denn in der Therapie bleiben, bevor mir die Versicherung die Kosten nicht mehr erstattet? Der letzte Punkt: Anschlussheilbehandlung: Unbedingt! Und zwar ohne vorherige Zusage und unbegrenzt. Schreibe ich mit dazu, denn so genau wird danach nicht gefragt.

Selbstverständlich hat der geneigte Verbraucher hier alle Punkte verstanden, in ihrer Tragweite für sich bewertet und kann nun beruhigt der Empfehlung der Stiftung entgegen sehen. Ob die auch die Original Versicherungsbedingungen beilegen? Ja ja, ist ja schon gut. Ich soll ja keine rhetorischen Fragen stellen…

Und selbstverständlich sind die nicht oder nicht direkt angesprochenen Punkte wie zum Beispiel Kindernachversicherung, Optionsrechte auf einen Wechsel in einen besseren Tarif bei der selben Gesellschaft ohne Gesundheitsprüfung, Auslandsrücktransport, Umwandlungsrecht Voll- in Zusatzversicherung, Haus-/Primärarztprinzip, Kostenübernahme von nichtärztlichen Behandlern (Physiotherapeuten, Ergotherapeuten oder Logopäden), Kieferorthopädie etc. etc. ja auch absolut unwichtiger Kram. Wer braucht das schon? Und wer kann denn das alles berücksichtigen? Die Stiftung leider offensichtlich nicht!

Testurteil: Ungenügend. Der Verbraucher könnte meinen, dass ihm mit den wenigen und unpräzisen Fragen ein passender Tarif empfohlen wird. Das ist höchstens mit sehr viel Glück möglich. Die Chancen stehen gering. Sehr gering sogar. Aber wer für seinen Rat nicht haftet, hat ja keine Probleme. Schade, dass die Stiftung nicht dokumentieren muss. Und schade, dass die Stiftung nicht die Gespräche zu führen hat, wenn die Kunden bestimmte Leistungen nicht bezahlt bekommen.

Aber den Bogen, den schicke ich ab. Ich hoffe, dass meine 16 Euro gut investiert werden.