Versicherungs-Apps, nützlich oder unnötig?

3. Januar 2016 in Allgemein

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
Dieser berühmte Satz stammt von Carl Josef Neckermann (1912 – 1992), Begründer des ersten deutschen Versandhandels.
Doch ist alles Zeitgemäße auch wirklich immer von Nutzen?

Diese Frage stellte ich mir heute Morgen, als ich wieder einmal eine TV-Werbung für eine der kostenlos angebotenen Versicherungs-Apps sah.
Das hat mich natürlich schon beruflich sehr interessiert. Daher habe ich mir diese Apps einmal genauer angesehen.
Momentan gibt es drei mir bekannte Anbieter am deutschen Markt die damit werben, dass man mit der App alle seine Verträge jederzeit und überall griffbereit und unter Verwaltung hat.
Ich selber bin ein großer Freund von technischen Innovationen. Das fing im Jahre 1982 mit dem C64 an und setzt sich bis heute in der Nutzung von Smartphone, Tablet, Smartwatch – die natürlich mit vielen nützlichen Apps versehen sind – und Rechnern mit unterschiedlichen Betriebssystemen fort.
Ich stehe dem Thema also grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.

Mich macht es jedoch immer misstrauisch, wenn ein Dienst kostenlos angeboten wird. Da ja die Führung eines Unternehmens und die Entwicklung einer App mit finanziellem Aufwand verbunden sind und die meisten von uns nicht nur aus Spaß, sondern auch wegen der Einkommenserzielung ihrem Beruf nachgehen, muss ja irgendwie Geld mit so einer App verdient werden.

In den FAQ bzw. Nutzungsbedingungen findet man dann mehr oder weniger offen formuliert des Rätsels Lösung:
Wer seine Verträge in die App eingibt, schließt einen Maklervertrag ab, der die Anbieter dazu bemächtigt, den Versicherungsgesellschaften gegenüber als Betreuer der Verträge aufzutreten.
Als Betreuer eines Versicherungsvertrages erhält man von fast allen Versicherungsgesellschaften eine Bestandbetreuungsvergütung.
Diese Vergütung soll den Aufwand für Schadenregulierungen, Service, Vertragsanpassungen etc. abgelten.
Das ist erst einmal nicht verwerflich. Jeder Versicherungsvertreter und Versicherungsmakler erhält diese Betreuungsvergütung ebenfalls, so lange der entsprechende Vertrag besteht.

Die Frage ist jedoch, was passiert noch mit den Daten? Bei einem typischen Versicherungsvertreter bzw. Versicherungsmakler kann man sich darauf verlassen, dass die Kundendaten geschützt sind.
Ich will nicht unterstellen, dass dies bei den App-Anbietern nicht der Fall ist. Aber es sei die Frage erlaubt, wie genau die Datensicherheit hier aussieht.

Und der für mich entscheidende Punkt ist, dass erfahrungsgemäß die wenigsten Nutzer vorher genau in die Nutzungsbedingungen oder FAQ schauen, bevor sie eine App nutzen.
Es ist also nicht auszuschließen, dass Kunden ihre Versicherungsverträge ungewollt in die Obhut eines dieser Anbieter geben und der ursprüngliche Betreuer somit nicht mehr zuständig ist und keine Hilfestellung (z. B. im Schadenfall) mehr geben kann, weil er den Vertrag und die dazugehörigen Daten schlichtweg nicht mehr in seiner EDV sieht und auch gar nicht mehr tätig sein darf.

Fazit:

Wer mit der Betreuung durch seinem Versicherungsvertreter, Versicherungsmakler oder der Versicherungsgesellschaft direkt bzw. eine gute Erreichbarkeit besteht, sollte sich die Nutzung dieser App sehr überlegen. Viele Versicherungsmakler stellen ihren Kunden (auf Wunsch) gerne jederzeit eine aktuelle Vertragsübersicht zur Verfügung, besorgen Kopien von Versicherungsscheinen und sind (fast) rund um die Uhr z. B. für die Entgegennahme von Schadenmeldungen erreichbar. Und das auf fast allen modernen Kommunikationswegen.

Bei wem kein Kontakt zum Vertreter, Makler oder der Versicherungsgesellschaft besteht, für den kann so eine App eventuell eine zeitgemäße Lösung sein.

Und wer auf gar keinen Fall mit einem Versicherungsmakler oder Versicherungsvertreter zusammen arbeiten möchte, der sollte auch keine Versicherungs-App nutzen.