Zusatzrente mit der eigenen Immobilie?

29. Mai 2011 in Altersvorsorge, Finanzierungen

Walter R. hatte irgendwann im Radio gehört, dass er sein Einfamilienhaus zu Geld machen kann, ohne es zu verkaufen.

Der rüstige Rentner lebt seit einigen Jahren alleine in seinem Haus am Stadtrand von Berlin. Seine Frau ist schon vor vielen Jahren verstorben. Die Ehe blieb kinderlos. Walter R. hat also keine Nachkommen, denen er sein Häuschen vererben könnte. Über einen Verkauf hat er nie ernsthaft nachgedacht. Fast 40 Jahre lebt der 71-jährige nun in seinem Haus und will eigentlich nicht in eine kleinere Wohnung ziehen. Die Gartenarbeit macht ihm Spaß. Und nach wie vor kann der Werkzeugmacher Meister im Ruhestand viele notwendige Arbeiten an seinen Haus selber ausführen. Handwerkliches Geschick und Ausdauer haben ihn schon immer ausgezeichnet.

Walter R. lebt bescheiden und kommt über die Runden. Aber den einen oder anderen Euro als Zubrot für seine kleine Rente könnte er schon gebrauchen.

Neulich hat er etwas von einer „Umkehrhypothek“ gehört. Was eine Hypothek ist, das weiß Walter R. ziemlich genau. Aber diese Umkehrhypothek soll es ihm laut diesem kurzen Wortschnippsel, den er da im Radio auf geschnappt hat ermöglichen, mit seinem eigenen Häuschen Geld zu verdienen, ohne es verkaufen zu müssen. Walter R. wollte nun genauer wissen, wie das geht und fand folgendes heraus:

Um in den Genuss einer monatlichen oder einmaligen Zahlung zu kommen, muss er es einer Bank gestatten, sich ins Grundbuch seines Hauses eintragen zu lassen. Also so, wie bei einem normalen Immobilienkredit. Er muss zwar keine monatliche Raten bezahlen, aber die Zinsen laufen auf und erhöhen stetig seine Schulden bei der Bank. Dafür erhält der Rentner bis zu seinem Lebensende eine monatliche Rente von der Bank. Die Sicherheit der Bank ist der Wert der Immobilie, die sie im verkaufen wird, sobald Walter R. verstorben ist. Wenn der Rentner also sehr alt wird, könnte das ein gutes Geschäft für ihn werden.

Doch wie hoch ist denn nun die Zahlung, die die Bank leisten wird und funktioniert das tatsächlich so einfach? Walter R. macht sich auf den Weg zu seiner Hausbank. Ordentlich wie er ist, hat er alle Unterlagen zu seinem Haus dabei. Zeichnungen, Berechnungen und aktuelle Fotos hat er in einer Mappe zusammengestellt. Das Gespräch in der Bank wird allerdings sehr kurz. „Solche Geschäfte machen wir leider nicht“, erklärt ihm die junge Bankangestellte. Er soll sich im Internet erkundigen, welche Bank das macht, rät sie ihm.

Einen Internetanschluss hat der rüstige Rentner schon seit Jahren. Und seinen nicht mehr ganz neuer Computer weiß er durchaus zu bedienen. Also macht er sich auf die Suche und findet heraus, dass es nur einen Anbieter gibt, der eine „echte“ Umkehrhypothek anbietet. Würde er in Schleswig-Holstein leben, käme noch ein weiterer Anbieter hinzu. Und dann findet er noch eine Versicherungsgesellschaft, die ebenfalls ein Angebot bereit hält. Allerdings soll er dort die Zinsen monatlich bezahlen. Das will er aber nicht.

Mit seinen neu gewonnenen Erkenntnissen erkundigt er sich telefonisch beim einzigen Anbieter. Walter R. kann kaum glauben, was er dort erfährt: Die Bank will ihm nur zwischen 15 und 35 Prozent des Wertes seines Hauses in einer Summe auszahlen. Die Eintragung ins Grundbuch erfolgt jedoch in voller Höhe. Weil er erst 71 Jahre alt ist, will ihm die Bank nur 30.000 Euro auszahlen. Das ist zwar eine Menge Geld, aber das Haus ist nach Einschätzung der Bank 150.000 Wert. Eine monatliche Rentenzahlung lehnt die Bank ab. „Wir arbeiten ausschließlich mit Einmalzahlungen, das Risiko ist uns sonst zu hoch“, erfährt er telefonisch.

Die Umkehrhypothek darf man wohl getrost als Reinfall bezeichnen, resümiert Walter R. für sich selbst. Und nun? Wieder macht er sich auf den Weg zu seiner Hausbank, denn er hat bei seinen Recherchen herausgefunden, dass er auf sein abgezahltes Haus auch einen Kredit erhalten kann. Diesmal berät ihn eine andere junge Bankangestellte. Ein Kredit sei durchaus möglich. Wegen seines Alters möchte die Bank die Kreditsumme aber auf  65.000 Euro begrenzen. Dafür hat Walter R. Verständnis. Er lauscht den Worten der Bankberaterin also weiter sehr aufmerksam. 4% Zinsen will die Bank für diesen Kredit berechnen. Und wegen seines Alters eine Tilgung von 2,5% haben. Das macht eine monatliche Rate von 352 Euro aus. Die 65.000 Euro könne er ja dann anlegen und sich die Erträge auszahlen lassen, so die Bankangestellte weiter. Sie habe da auch schon eine sehr gute Empfehlung für ihn. Im Kopfrechnen war Walter R. schon immer schnell. Er kalkuliert: Wenn ich 352 Euro im Monat zahlen soll und rund 250 Euro Zusatzeinkommen mit meiner Immobilie erzielen will, dann muss ich also über 600 Euro Zinsen mit meiner Anlage von 65.000 Euro erzielen. Um 600 Euro Zinsen monatlich zu erzielen, müsste meine Geldanlage also über 11% Zinsen im Jahr einbringen.

Die junge Bankangestellte ist verblüfft über die Rechenkünste des Rentners. Sie kommt kurz ins Stocken, erklärt dann aber selbstbewusst, das der beste Aktienfonds der bankeigenen Fondsgesellschaft das „spielend schaffen würde“.

Walter R. bedankt sich für das Gespräch und macht sich auf den Weg nach Hause. Natürlich ist er schlau genug um zu wissen, dass solche Prozentsätze nicht realistisch sind. Und wenn doch, dann mit einem unglaublich hohen Risiko. Also auch diese Idee funktioniert nicht.

Aber noch will sich der Rentner nicht geschlagen geben. Er hat einen „Fehler“ in seiner Berechnung erkannt. Er lebt ja schließlich nicht ewig. Und weil er auch keine Erben hat, kann er die 65.000 Euro ja komplett verbrauchen. Wenn er mit einer Lebenserwartung von noch 15 Jahren rechnet uns sein Geld auf ein sicheres Tagesgeldkonto mit monatlicher Zinsgutschrift von aktuell 2% legt, dann kann er sich immerhin gut 417 Euro monatlich auszahlen lassen. Aber nach 15 Jahren steht sein Bankkredit immer noch bei bei mehr als 31.500 Euro, während sein Kapital aufgezehrt ist. Aber Skrupel hat er dabei keine. Die Bank kann ja schließlich sein Haus verkaufen und den Gewinn einstreichen, wenn er nicht mehr lebt. Aber 417 Euro monatlich reichen ihm nicht. Das wären ja nur 65 Euro mehr, als er an die Bank als Kreditrate zahlen muss. Aber vielleicht steigen ja die Anlagezinsen und die Sache rechnet sich doch. Das ist ihm aber zu unsicher und er begräbt auch diesen Plan.

Enttäuscht stellt der Rentner nun fest, dass er sich entweder weiterhin finanziell bescheiden muss, oder sein geliebtes Haus doch verkaufen muss. Wenn er sein Haus tatsächlich für 150.000 Euro verkaufen kann und dieses Geld dann anlegt und innerhalb von 15 Jahren verbraucht, dann käme er bei 2% Verzinsung auf stolze 963 Euro im Monat. Abzüglich einer Miete von 400 Euro blieben ihm also für die nächsten 15 Jahre 563 Euro monatlich als Zusatzeinkommen zu seiner Rente.

Walter R. muss sich nun also entscheiden, ob er sein Haus, an dem so viele Erinnerungen hängen, tatsächlich verkaufen will.

So hat er sich das nicht vorgestellt, als er sich damals mit seiner Frau das Haus angeschafft hat. Immer war die Rede von „der sicheren Rente“. Als er erkannte, das das so alles nicht stimmt, war es zu spät, um noch eine zusätzliche Altersvorsorge aufzubauen.

Walter R. nippt gedankenverloren an seinem Kaffee. Er denke jetzt doch notgedrungen über einen Verkauf nach, sagt er mehr zu sich. „Steine kann man nicht essen, egal, wie lange man sie kocht“, erklärt er zum Anschluss unseres Gesprächs.

Altersvorsorge überfordert die Menschen

9. Mai 2010 in Altersvorsorge

In den Köpfen der meisten Bundesbürger ist das Thema Altersvorsorge präsent. Der Vorwurf, dass sich viele Menschen allzu sorglos bis gar nicht mit dem Thema auseinander setzen ist ungerecht. Viele Studien, die anhand repräsentativer Umfragen erstellt werden, zeigen ein ganz anderes Bild.

Die Ursachen für die vergleichsweise geringen Aufwendungen, die pro Kopf für die Altersvorsorge getroffen werden, liegen nicht in der mangelnden Bereitschaft der deutschen Bevölkerung, sondern an ganz anderen Faktoren.

Um eine angemessene Versorgung im Alter zu erreichen, muss zunächst sauber analysiert werden, welcher Bedarf im Alter eigentlich besteht. Das gestaltet sich allerding schwieriger als man denkt. Für eine saubere Prognose wären eindeutige Parameter erforderlich. Aber genau daran hapert es. Die Deutsche Rentenversicherung versendet an alle Bürger, die das 27. Lebensjahr vollendet und mindestens 60 Monate Beitragszeiten absolviert haben, jährlich eine sogenannte Renteninformation. Diese Renteninformation soll u. a. Aufschluss darüber geben, wie hoch die erwartende Altersrente sein soll. Unter Experten ist der Gehalt dieser Information allerdings umstritten, da die Berechnung der demographischen Entwicklung nur unzureichend Rechnung trägt. Zudem werden davon jüngere Menschen sowie nicht rentenversicherungspflichtige Personen (z. B. Freiberufler und Selbstständige) nicht erfasst. Hinzu kommt, dass die Parameter Anlagezins, Inflation und Besteuerung der Einkünfte im Rentenalter immer nur an aktuellen und prognostizierten Werten ermittelt werden können. Je nach Datenquelle und Betrachtungsweise ergeben sich hier unglaubliche Abweichungen im Ergebnis.

Darüber hinaus haben sich die Möglichkeiten der Anlagearten und die Durführungswege für die Altersvorsorge in den letzten zehn respektive fünf Jahren mannigfaltig geändert und sind reformiert wurden. Kaum ein Bürger kennt sich mit den Möglichkeiten aus und steht den unterschiedlichen Möglichkeiten oft hilflos gegenüber. In praktisch jedem Beratungsgespräch zum Thema Altersvorsorge kann man feststellen, dass zwar Begriffe wie „Riesterrente“, „Basisrente“, „Rüruprente“  oder „betriebliche Altersvorsorge“ durchaus im Wortschatz der Bürger vorhanden sind, jedoch die genaue Funktionsweise sowie die Vor- und Nachteile praktisch völlig unbekannt sind. Das ist ein klares Versäumnis der Politik und leider auch der Berater. Aufklärung tut hier absolut Not. Die Informationsbereitschaft der Bürger ist vorhanden. Die Art der Informationsweitergabe ist aber leider suboptimal.  Im Grunde beginnt das Drama schon in der Schule und der Berufsausbildung. Während Themen wie Integralrechnung, Chemie oder die fünfte Fremdsprache ausführlich gelehrt werden, wird über die praktischen Themen des Lebens praktisch kein Wirt verloren. Ein Abiturient, der heute die Schule verlässt, kann sich zwar in verschiedenen Sprachen kommunizieren, den Flächeninhalt der Schlaufe auf einer Cola-Dose berechnen und alte literarische Werke interpretieren, jedoch keinerlei Auskunft  darüber geben, wie gesetzliche und private Absicherungssysteme funktionieren, was eine Krankenkasse ist oder wie sich der Beginn der Altersvorsorge mit 20 versus Beginn mit 38 auf das zu erzielende Ergebnis bzw. den erforderlichen Aufwand auswirkt. Und weil auch die Eltern das nicht gelernt haben, bleib dieses wissen im Dunkeln.

Neben dem beschriebenen Informationsdefizit gibt es noch einen weiteren Grund, warum sich viele Bundesbürger überfordert fühlen bzw. ganz objektiv überfordert sind. Wenn nach einer eingehenden Analyse dem vorsorgewilligen Bürger offenbart wird, dass zur Schließung der Rentenlücke eine monatlicher Aufwand von zum Beispiel 350 Euro erforderlich wäre, erlebt man in der Praxis häufig die Aussage: „Das kann ich mir nicht leisten“. Leider ist diese Aussage bei vielen Menschen absolut korrekt. Sie sind objektiv wirklich nicht in der Lage, diese Summe monatlich von Ihrem Budget zu erübrigen. Wenn dann auch noch ergänzt wird, das eine Absicherung der Arbeitskraft (z. B. durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung) oder eine Hinterbliebenenversorgung (z. B. durch eine Risikolebensversicherung) in dem ermittelten Beitrag noch gar nicht enthalten ist, ist das Drama perfekt. Jetzt Vorhaltungen zu machen wie „Selbst Schuld, Sie hätten eben früher anfangen müssen, für Ihr Alter vorzusorgen“ helfen hier nicht weiter, auch wenn diese Aussage inhaltlich und mathematisch eindeutige richtig ist.

Nun könnte man denken, dass der Teil der Bevölkerung, der finanziell in der Lage ist, monatlich ausreichend vorzusorgen, dies bereitwillig tut. Das ist leider ein Irrtum. In der Wirtschaftslehre gibt es einen Begriff, der das Sparen definiert. Man spricht von „Konsumverzicht“. Wie wirkt dieses Wort auf diese Bevölkerungsgruppe, wenn diese sich geistig gerade damit beschäftigen, den vierten Urlaub für das kommende Jahr zu buchen, die Anschaffung des neuesten Autos in Angriff zu nehmen oder das neueste Smartphone zu erwerben? „Ich will etwas von meinem Geld haben, solange ich jung bin“ ist dann eine häufige Aussage. Auch hier kann man die Verantwortung für diese Haltung nicht ausschließlich beim Betroffenen suchen. Offensichtlich ist es nicht gelungen, diesen Menschen klar zu machen, dass etwas weniger Konsum zu Alterswohlstand führen kann ohne die heutige Lebensqualität merklich einzuschränken.

Informationen zum Thema Altersvorsorge sind notwendig. Die Bereitschaft der Menschen ist vorhanden. Es liegt an den Verantwortlichen, diese Informationen in geeigneter Weise zur Verfügung zu stellen. Die Politik hat hier kläglich versagt und führt ihr Versagen konsequent fort. Obwohl die Möglichkeiten da sind. Sie werden aber leider nicht in geeigneter Weise kommuniziert.

Wenden Sie sich an den Berater Ihres Vertrauens, um dieses Defizit auszugleichen. Informieren Sie sich, hinterfragen Sie kritisch und kommen Sie für sich zu einer Lösung. Das Thema Altersvorsorge ist komplex. Aber es ist lösbar!

Deutsche Rentenversicherung rät zur privaten Vorsorge

17. März 2010 in Altersvorsorge

Für alle, die immer noch meinen, dass sie für das Alter keine finanzielle Vorsorge treffen müssen, hält jetzt die Deutsche Rentenversicherung erneut einen deutlichen Hinweis bereit:

Da die Renten im Vergleich zu den Löhnen künftig geringer steigen werden und sich somit die spätere Lücke zwischen Rente und Erwerbseinkommen vergrößert, wird eine zusätzliche Absicherung für das Alter wichtiger („Versorgungslücke“). Bei der ergänzenden Altersvorsorge sollten Sie – wie bei Ihrer zu erwartenden Rente – den Kaufkraftverlust beachten

Deutliche Worte, die weder von mir noch aus einer Werbebotschaft der Versicherungswirtschaft stammen. Hier schreibt die Deutsche Rentenversicherung!

Überprüfen Sie Ihre aktuelle Vorsorgesituation und bessern Sie ggf. nach.

Renteninformation 03_10