Kurzfazit
– Ein Immobilienkauf ist nicht per se „besser“ als Miete. Die Vorteilhaftigkeit hängt von Eigenkapital, Zinsniveau, Kaufnebenkosten, Haltedauer und Ihrer Liquidität ab.
– Ausreichendes Eigenkapital reduziert Zinskosten und Monatsraten spürbar.
– Eine Finanzierung ohne Eigenkapital erhöht die laufende Belastung und das Ausfallrisiko deutlich.
Was Sie vor dem Kauf einkalkulieren sollten
– Eigenkapital: Zielgröße häufig mindestens 20 % des Kaufpreises.
– Kaufnebenkosten: Grunderwerbsteuer, Notar, Grundbuch, ggf. Maklerhonorar. Grob weitere ~10 % des Kaufpreises.
– Liquiditätsreserve: Rücklagen für Instandhaltung, Modernisierung und unvorhergesehene Ausgaben.
– Planbarkeit: Berufs- und Einkommenssicherheit, Familien- und Wohnortplanung, voraussichtliche Haltedauer.
Beispielrechnungen (vereinfachte Annahmen) — Kaufpreis 500.000 €
Variante A: mit 20 % Eigenkapital
– Kaufpreis: 500.000 €
– Nebenkosten (10 %): 50.000 € – aus Eigenmitteln
– Eigenkapital (20 %): 100.000 €
– Darlehen: 400.000 €
– Annahme Rate: 6 % p. a. (z. B. 4 % Zins + 2 % Tilgung) ⇒ ≈ 2.000 € pro Monat
Variante B: ohne Eigenkapital
– Kaufpreis: 500.000 €
– Nebenkosten (10 %): 50.000 € – mitfinanziert über separaten Ratenkredit (10 Jahre, 6,7 % p. a.)
– Eigenkapital: 0 €
– Gesamtfinanzierung: 550.000 € (500.000 € Kaufpreis + 50.000 € Nebenkosten)
– Annahmen Raten:
– Hauptdarlehen 500.000 € zu 6 % p. a. ⇒ ≈ 2.500 € pro Monat
– Ratenkredit 50.000 € zu 6,7 % p. a., 120 Monate ⇒ ≈ 573 € pro Monat
– Gesamt monatlich ≈ 3.073 €
Mehrbelastung gegenüber Variante A: rund +1.073 € / Monat (≈ +54 %) bei identischem Objekt.
Hinweise: Die Zahlen dienen ausschließlich der Veranschaulichung. Effektive Konditionen hängen von Bonität, Zinsbindung, Tilgung, Beleihungsauslauf und Marktumfeld ab. Die Beispielrechnungen vereinfachen die Realität (keine Sondertilgungen, Zinsbindungswechsel, Förderdarlehen etc.).
Was höhere Monatsraten praktisch bedeuten können
– Geringere finanzielle Flexibilität: weniger Spielraum für Konsum, Urlaube, Vermögensaufbau neben der Immobilie.
– Höhere Abhängigkeit vom Einkommen: bei Jobwechsel, Elternzeit, Krankheit oder Trennung steigt das Risiko, die Finanzierung anpassen oder die Immobilie veräußern zu müssen.
– Längere Bindung: Entscheidungen zu Wohnort und Beruf werden weniger beweglich.
Vorgehensweise für eine solide Entscheidung
- Belastungsgrenze definieren: realistische Haushaltsrechnung mit Puffer (z. B. 10–20 % Sicherheitsmarge).
- Eigenkapital stärken: bis zur Zielquote sparen; parallele Bildung einer Instandhaltungsrücklage.
- Angebote vergleichen: Bank(en) und unabhängige Vermittlung; auf Gesamtpaket achten (Zins, Tilgung, Zinsbindung, Sondertilgung, Bereitstellungszinsen, Anschlussrisiko).
- Haltedauer prüfen: je kürzer die Haltedauer, desto kritischer wirken Nebenkosten und Marktschwankungen.
- Szenarien rechnen: Zinsänderungen, Einkommensschwankungen, Leerstands- bzw. Mietausfallersatz (bei Kapitalanlage).
- Miete vs. Kauf objektiv vergleichen: Alternative Anlage des Eigenkapitals, Opportunitätskosten, erwartete Miet- und Preisentwicklung, steuerliche Aspekte.
Fazit
Ein Eigenheim kann langfristig sinnvoll sein, ist jedoch keine pauschal überlegene Wahl gegenüber Miete. Besonders ohne Eigenkapital steigen Raten und Risiken merklich. Wer systematisch prüft, ausreichend Rücklagen bildet und Angebote sorgfältig vergleicht, trifft fundiertere Entscheidungen.
Rechtlicher Hinweis: Dieser Text stellt eine allgemeine Information dar und ersetzt keine individuelle Beratung. Alle Beispielwerte sind illustrativ. Für Entscheidungen sollten Sie Ihre persönliche Situation, aktuellen Zinssätze und Vertragsbedingungen prüfen. Gern unterstütze ich Sie auf Wunsch mit einer individuellen Kalkulation und einem strukturierten Entscheidungsrahmen.