Pflegefall ohne Armutsfalle

23. November 2025 in Newsletter, Pflegeversicherung

Die Zahl der Menschen, die in Deutschland auf Pflege angewiesen sind, wächst rasant und deutlich schneller, als es allein durch die Alterung der Gesellschaft zu erwarten wäre. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Pflegebedürftigen von rund drei auf deutlich über fünf Millionen gestiegen. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung hat sich damit ungefähr verdoppelt.

Ein wichtiger Grund dafür ist die Pflegereform des Jahres 2017 mit der Einführung der Pflegegrade und des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Sie sollte mehr Menschen, insbesondere mit Demenz und anderen kognitiven Einschränkungen, früher und umfassender unterstützen. Das ist sozialpolitisch sinnvoll, führt aber auch dazu, dass immer mehr Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung über eine längere Zeit in Anspruch nehmen. Gleichzeitig steigen die Kosten der stationären Pflege Jahr für Jahr.

Wer seine eigene Pflege nur über die gesetzliche oder private Pflegepflichtversicherung abgesichert sieht, verlässt sich deshalb auf ein System, das bewusst als Teilkasko konstruiert ist. Die Eigenanteile der Pflegebedürftigen steigen und damit das Risiko, dass die eigene Rente nicht ausreicht.


Was leistet die Pflegepflichtversicherung und was nicht?

Die gesetzliche Pflegeversicherung (für gesetzlich Krankenversicherte) und die private Pflegepflichtversicherung (für privat Krankenversicherte) sollen das finanzielle Risiko der Pflege abmildern. Sie übernehmen jedoch nur einen Teil der Kosten. Die Leistungen sind je nach Pflegegrad gedeckelt und orientieren sich an gesetzlich festgelegten Höchstbeträgen.

In der vollstationären Pflege zahlt die Pflegekasse je nach Pflegegrad einen festen monatlichen Betrag. In den niedrigeren Pflegegraden liegt dieser Betrag im Bereich einiger hundert Euro, in den höchsten Pflegegraden im Bereich von etwas über zweitausend Euro. Die tatsächlichen Gesamtkosten eines Pflegeheimplatzes fallen aber deutlich höher aus.

Die Gesamtkosten eines Heimplatzes bestehen typischerweise aus:

  • pflegebedingten Kosten
  • Kosten für Unterkunft und Verpflegung
  • Investitionskosten des Pflegeheims (zum Beispiel Gebäude, Ausstattung)

Die Pflegepflichtversicherung beteiligt sich nur an den pflegebedingten Kosten und auch dort nur bis zu einem festen Betrag. Alles, was darüber hinausgeht, plus Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten, muss die pflegebedürftige Person selbst zahlen. Diese Summe nennt man den Eigenanteil.

Nach aktuellen Auswertungen liegt der durchschnittliche Eigenanteil in deutschen Pflegeheimen bei rund 3.500 Euro im Monat. In manchen Bundesländern ist er deutlich höher. Über den

AOK Pflegenavigator

kann man für die eigene Region konkret nachschauen, welche Eigenanteile in den einzelnen Heimen anfallen.


Was passiert, wenn die Rente für den Eigenanteil nicht reicht?

Ein einfaches Rechenbeispiel macht die Dimension deutlich:

  • Eigenanteil im Pflegeheim: 3.500 Euro pro Monat
  • Netto Altersrente: 1.800 Euro pro Monat

Es bleibt eine Lücke von 1.700 Euro pro Monat. Diese Summe muss aus anderen Quellen aufgefangen werden, zum Beispiel durch:

  • weitere laufende Einnahmen (betriebliche Altersversorgung, private Renten, Mieten)
  • bestehendes Vermögen (Sparguthaben, Wertpapiere, Lebensversicherungen)
  • eventuell Unterstützung durch Angehörige

Reichen Einkommen und Vermögen nicht aus, springt der Sozialhilfeträger mit der sogenannten Hilfe zur Pflege ein. Dann prüft das Sozialamt die finanzielle Situation sehr genau. Es wird geschaut, welches Vermögen eingesetzt werden kann und ob unterhaltspflichtige Kinder vorhanden sind, die sich beteiligen müssen.

Die möglichen Folgen sind unter anderem:

  • Ersparnisse, die eigentlich für ein selbstbestimmtes Leben im Alter gedacht waren, werden im Pflegefall in wenigen Jahren aufgezehrt.
  • Die Wahlfreiheit bei der Pflegeeinrichtung kann eingeschränkt werden, weil der Sozialhilfeträger eher auf günstigere Heime drängt.
  • Gut verdienende Kinder können je nach Einkommenslage zur Mitfinanzierung herangezogen werden.

Wer diese Situation vermeiden möchte, sollte die Finanzierung des möglichen Eigenanteils frühzeitig in seine Altersvorsorgeplanung einbeziehen. Genau hier setzt die private Pflegetagegeldversicherung an.


Wie funktioniert eine Pflegetagegeldversicherung?

Eine Pflegetagegeldversicherung ist eine private Zusatzversicherung, die im Pflegefall einen vorher vereinbarten Geldbetrag pro Tag auszahlt. Aus diesem Tagessatz ergibt sich ein monatlicher Betrag, den Sie frei verwenden können, ganz gleich ob die Pflege zu Hause oder in einem Heim erfolgt.

Die wichtigsten Grundprinzipien:

  1. Leistungsauslöser ist der Pflegegrad
    Sobald ein Pflegegrad festgestellt ist, zahlt der Versicherer das vereinbarte Pflegetagegeld. Häufig ist die Leistung nach Pflegegrad gestaffelt. Ein Beispiel:

    • Pflegegrad 1: 20 Prozent des vereinbarten Tagessatzes
    • Pflegegrad 2: 40 Prozent
    • Pflegegrad 3: 60 Prozent
    • Pflegegrad 4: 80 Prozent
    • Pflegegrad 5: 100 Prozent

    Moderne Tarife leisten oft bereits ab Pflegegrad 1, ältere Tarife teilweise erst ab Pflegegrad 2.

  2. Freie Verwendung des Geldes
    Das Pflegetagegeld ist keine Kostenerstattung. Sie müssen keine Rechnungen einreichen. Sie können die Auszahlung nutzen für:

    • den Eigenanteil im Pflegeheim
    • zusätzliche Betreuungspersonen oder Haushaltshilfen
    • Umbauten in Wohnung oder Haus
    • Fahrten der Angehörigen und sonstige Zusatzleistungen, die Lebensqualität sichern
  3. Lebenslanger Schutz
    Seriöse Pflegetagegeldtarife leisten, solange Pflegebedürftigkeit besteht, also grundsätzlich lebenslang. Die Beiträge werden in der Regel so lange gezahlt, bis ein bestimmter Pflegegrad erreicht ist. Viele Tarife sehen ab Beginn der Leistung eine Beitragsbefreiung vor.

  4. Beitragshöhe hängt von Eintrittsalter und Gesundheit ab
    Je früher der Abschluss erfolgt, desto günstiger ist der Beitrag. Vorerkrankungen können zu Zuschlägen oder Leistungsausschlüssen führen. Eine Gesundheitsprüfung ist daher üblich.


In welcher Höhe sollte man sich absichern?

Die passende Höhe der Pflegetagegeldversicherung ergibt sich aus einer einfachen Lückenrechnung.

  1. Ermittlung des voraussichtlichen Eigenanteils
    Nutzen Sie zum Beispiel den AOK Pflegenavigator oder andere Pflegekostenrechner, um für Ihre Region typische Eigenanteile zu ermitteln. Ein durchschnittlicher Wert von rund 3.500 Euro pro Monat ist ein realistischer Orientierungswert.

  2. Abzug der sicheren Einkünfte im Alter
    Dazu zählen insbesondere:

    • gesetzliche Altersrente
    • betriebliche Altersversorgung
    • private Rentenversicherungen
    • Mieteinnahmen und andere regelmäßige Zahlungen

    Beispiel:

    • Eigenanteil Pflegeheim (heutiger Wert): 3.500 Euro pro Monat
    • gesamte sichere Nettorenten: 2.000 Euro pro Monat
    • Deckungslücke: 1.500 Euro pro Monat
  3. Übertragung der Lücke auf ein Pflegetagegeld
    1.500 Euro pro Monat entsprechen bei einer einfachen Rechnung etwa 50 Euro Pflegetagegeld pro Tag (1.500 geteilt durch 30 Tage). Wer etwas Sicherheitsreserve einbauen möchte, kann mit 60 oder 70 Euro pro Tag in den höheren Pflegegraden kalkulieren.

  4. Staffelung nach Pflegegrad
    In der Praxis bietet es sich an, die höchsten Tagessätze für die Pflegegrade 4 und 5 zu vereinbaren, weil hier stationäre Pflege am häufigsten wird. In niedrigeren Pflegegraden genügt oft ein geringerer Tagessatz, der ambulante Unterstützung und Entlastung der Angehörigen finanziert.

Eine grobe Orientierung:

  • Alleinstehende mit durchschnittlicher gesetzlicher Rente sollten in den höheren Pflegegraden häufig mindestens 50 bis 80 Euro Pflegetagegeld pro Tag anpeilen.
  • Ehepaare mit zwei Renten können gegebenenfalls etwas niedriger ansetzen, wenn es in erster Linie um die Absicherung des Eigenanteils geht. Soll der Partner zugleich finanziell deutlich entlastet werden, ist ein höherer Tagessatz sinnvoll.

Die konkrete Absicherungshöhe sollte immer zur individuellen Einkommens und Vermögenssituation passen. Eine individuelle Beratung ist daher empfehlenswert.


Worauf sollte man bei der Auswahl einer Pflegetagegeldversicherung achten?

Beim Abschluss einer Pflegetagegeldversicherung lohnt sich ein genauer Blick in die Bedingungen. Wichtige Kriterien sind unter anderem:

  • Leistung ab Pflegegrad 1
    Moderne Tarife leisten bereits bei leichter Pflegebedürftigkeit. Ältere oder einfachere Tarife setzen häufig erst ab Pflegegrad 2 ein.
  • Sinnvolle Staffelung der Leistungen
    Die Tagessätze sollten so gestaffelt sein, dass in den höheren Pflegegraden genügend Geld zur Verfügung steht, um den Eigenanteil wirklich zu entlasten.
  • Dynamik gegen Inflation
    Da Pflegekosten langfristig steigen, ist eine Beitrags und Leistungsdynamik (regelmäßige Erhöhungen der versicherten Sätze) wichtig, um die Kaufkraft der Leistung zu erhalten.
  • Beitragsfreiheit im Leistungsfall
    Gute Tarife sehen vor, dass im Pflegefall keine Beiträge mehr gezahlt werden müssen.
  • Wartezeiten und Ausschlüsse
    Manche Tarife enthalten Wartezeiten oder schließen bestimmte Vorerkrankungen aus. Diese Punkte sollten vor Abschluss genau geprüft werden.
  • Geltung im Ausland
    Wer plant, den Ruhestand teilweise im Ausland zu verbringen, sollte darauf achten, dass der Versicherungsschutz auch dort gilt.
  • Kombination mit anderen Lösungen
    Neben Pflegetagegeldtarifen gibt es Pflegerenten oder Pflegekostentarife. Pflegetagegeld ist in der Regel am flexibelsten, weil die Leistung frei verwendbar ist.

Warum eine Pflegetagegeldversicherung heute zur Altersvorsorge gehört

Die Entwicklung ist klar: Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, die Leistungen der Pflegepflichtversicherung decken nur einen Teil der tatsächlichen Kosten, und die Eigenanteile in der stationären Pflege bewegen sich bereits heute häufig im Bereich von 3.500 Euro pro Monat.

Ohne zusätzliche Absicherung bedeutet das für viele Menschen:

  • Die eigene Rente reicht nicht aus, um den Pflegeheim Eigenanteil dauerhaft zu finanzieren.
  • Ersparnisse werden im Pflegefall deutlich schneller aufgezehrt als gedacht.
  • Im Zweifel müssen Sozialhilfe und möglicherweise gut verdienende Kinder einspringen.

Eine gut durchdachte Pflegetagegeldversicherung kann diese Lücke gezielt schließen. Sie sorgt dafür, dass im Pflegefall ausreichend Geld zur Verfügung steht, um den Eigenanteil zu bezahlen, ohne das gesamte Vermögen anzugreifen oder Angehörige zu überfordern.

Wer seine Altersvorsorge ernst nimmt, sollte die Frage der Pflegefinanzierung daher nicht als Randthema betrachten, sondern als festen Baustein der eigenen Strategie. Die entscheidende Frage lautet nicht, ob man irgendwann pflegebedürftig wird, sondern ob man es sich leisten kann, im Pflegefall selbstbestimmt zu leben. Eine Pflegetagegeldversicherung ist ein zentrales Instrument, um auf diese Frage eine überzeugende Antwort zu haben.

Private Krankenzusatzversicherung: Warum sie für gesetzlich Versicherte so wertvoll ist

15. November 2025 in Allgemein

Die gesetzliche Krankenversicherung bietet eine solide Grundversorgung.
Doch viele Leistungen sind gedeckelt, gekürzt oder gar nicht vorgesehen.
Genau hier setzt die private Krankenzusatzversicherung an.
Sie schließt finanzielle und medizinische Lücken und macht den Unterschied
zwischen Grundversorgung und Komfortmedizin.

In diesem Beitrag erfahren Sie

1) welche Arten von Krankenzusatzversicherung es gibt
2) welche Bausteine aus finanzieller Sicht besonders wichtig sind
3) welche Vorteile die einzelnen Bausteine bringen
4) wie sich der Nutzen mit einfachen Rechenbeispielen darstellen lässt

WICHTIGE ARTEN DER KRANKENZUSATZVERSICHERUNG

In der Praxis haben sich folgende Bausteine herausgebildet

1) Krankentagegeld
2) Pflegezusatzversicherung
3) Stationäre Zusatzversicherung
4) Zahnzusatzversicherung
5) Ambulante Zusatzversicherung
zum Beispiel Brille, Heilpraktiker, Vorsorge
6) Auslandskrankenversicherung
7) Krankenhaustagegeld
8) Kur und Reha Zusatzversicherung
9) Spezialbausteine und Optionen
zum Beispiel Optionstarife für den späteren Wechsel in eine Vollversicherung

Im Folgenden sind diese Bausteine nach ihrer typischen finanziellen Bedeutung
für berufstätige gesetzlich Versicherte sortiert.

1) KRANKENTAGEGELD
SCHUTZ FÜR IHR EINKOMMEN

Was wird abgesichert

Bei längerer Krankheit kann das Einkommen deutlich sinken.
Angestellte erhalten nach sechs Wochen kein volles Gehalt mehr,
sondern Krankengeld von der Kasse.
Selbstständige müssen ohne Krankentagegeld oft komplett auf Ersparnisse zurückgreifen.

Krankentagegeld zahlt für jeden Krankheitstag einen fest vereinbarten Betrag.
Damit schließen Sie die Einkommenslücke zwischen bisherigem Nettoeinkommen
und dem niedrigeren Krankengeld oder gar keinem Einkommen.

Rechenbeispiel für eine angestellte Person

Nettoeinkommen 2 600 Euro pro Monat
Vereinfachtes Krankengeld 2 000 Euro pro Monat
Einkommenslücke 600 Euro pro Monat

Ein Krankentagegeld von 30 Euro pro Tag ab der siebten Krankheitswoche
bringt bei 30 Krankheitstagen

30 Euro mal 30 Tage gleich 900 Euro

Die Lücke von 600 Euro ist damit vollständig geschlossen
und es bleibt sogar Spielraum für zusätzliche Kosten wie Fahrten, Zuzahlungen
oder Haushaltshilfe.

Rechenbeispiel für eine selbstständige Person

Nettoeinkommen 4 000 Euro pro Monat
Kein Krankengeld aus der Kasse
Einkommenslücke 4 000 Euro pro Monat

Ein Krankentagegeld von 70 Euro je Tag ab dem 15 Tag der Arbeitsunfähigkeit
führt bei 30 Tagen Arbeitsunfähigkeit zu

70 Euro mal 30 Tage gleich 2 100 Euro

Damit wird mehr als die Hälfte des Einkommens gesichert.
Die verbleibende Lücke lässt sich durch Rücklagen oder weitere Bausteine auffangen.

Fazit

Krankentagegeld gehört zu den wichtigsten Bausteinen
für alle, die auf ihr laufendes Einkommen angewiesen sind.

2) PFLEGEZUSATZVERSICHERUNG
SCHUTZ VOR HOHEN PFLEGEKOSTEN

Was wird abgesichert

Pflegebedürftigkeit kann jeden treffen,
nicht nur im hohen Alter, sondern auch nach Unfall oder schwerer Krankheit.
Die gesetzliche Pflegeversicherung ist nur eine Teilkaskoversicherung.
Sie übernimmt je nach Pflegegrad nur einen Teil der tatsächlichen Kosten.

Pflegezusatzversicherungen gibt es in verschiedenen Formen

Pflegekostenversicherung
Pflegetagegeld
Pflegerentenversicherung

Rechenbeispiel

Monatliche Heimkosten bei hohem Pflegebedarf 4 000 Euro
Leistung aus der gesetzlichen Pflegeversicherung 2 000 Euro
Eigenanteil 2 000 Euro

Eine Pflegezusatzversicherung mit 1 000 Euro Leistung pro Monat
reduziert den Eigenanteil auf 1 000 Euro.
Dieser Betrag kann dann aus laufendem Einkommen,
Renten und Vermögen deutlich leichter getragen werden.

Die Alternative ohne Pflegezusatzversicherung

Fehlt diese Absicherung,
müssen oft Ersparnisse aufgebraucht werden.
In vielen Fällen werden Angehörige finanziell herangezogen.
Vermögensaufbau über viele Jahre kann so in wenigen Jahren Pflege
weitgehend aufgezehrt werden.

Fazit

Pflegezusatzversicherung schützt Vermögen, Familie und Lebensstandard.
Sie gehört aus finanzieller Sicht zu den wichtigsten Bausteinen.

3) STATIONÄRE ZUSATZVERSICHERUNG
BESSERE VERSORGUNG IM KRANKENHAUS

Was wird abgesichert

Stationäre Zusatzversicherungen übernehmen Leistungen im Krankenhaus,
die für gesetzlich Versicherte sonst Wahlleistungen sind.
Dazu gehören zum Beispiel

Einbettzimmer
Zweibettzimmer
Behandlung durch Chefärztin oder Chefarzt
teilweise auch die gesetzliche Zuzahlung

Rechenbeispiel

Eine stationäre Zusatzversicherung kostet zum Beispiel
30 Euro pro Monat, also 360 Euro im Jahr.

Nach einer Operation liegt die versicherte Person
zehn Tage im Krankenhaus.
Einbettzimmer und Chefarztbehandlung verursachen Mehrkosten
von insgesamt 2 400 Euro.

Ohne Zusatzversicherung trägt die Patientin oder der Patient
diese 2 400 Euro selbst.

Mit Zusatzversicherung übernimmt der Versicherer diese Mehrkosten vollständig.
Die jährlichen Beiträge von 360 Euro stehen so einem Leistungsbetrag
von 2 400 Euro gegenüber.
Schon ein einziger Krankenhausaufenthalt kann die Beiträge
von mehreren Jahren aufwiegen.

Fazit

Die stationäre Zusatzversicherung bietet eine deutlich bessere medizinische Versorgung
und schützt gleichzeitig vor hohen Wahlleistungsrechnungen.

4) ZAHNZUSATZVERSICHERUNG
SCHUTZ VOR TEUREM ZAHNERSATZ

Was wird abgesichert

Die gesetzliche Kasse zahlt bei Zahnersatz nur
einen festen Zuschuss für eine einfache Standardversorgung.
Moderne Lösungen wie Implantate oder hochwertige Kronen
werden nur teilweise erstattet.

Zahnzusatzversicherungen erstatten je nach Tarif
einen hohen Anteil der Gesamtkosten
oft 70 bis 90 Prozent der erstattungsfähigen Kosten.

Rechenbeispiel

Kosten für ein Implantat mit Krone 3 000 Euro
Zuschuss der Kasse 900 Euro
Eigenanteil ohne Zusatzversicherung 2 100 Euro

Ein Zahnzusatztarif, der 80 Prozent des Eigenanteils übernimmt,
zahlt in diesem Beispiel

80 Prozent von 2 100 Euro gleich 1 680 Euro

Die versicherte Person zahlt dann selbst nur noch

2 100 Euro minus 1 680 Euro gleich 420 Euro

Zahlt die Person für die Zahnzusatzversicherung
zum Beispiel 25 Euro im Monat, also 300 Euro im Jahr,
hat sich der Beitrag schon durch eine größere Behandlung
finanziell mehr als gelohnt.

Fazit

Zahnzusatzversicherung schützt vor hohen Einmalkosten
bei Zahnersatz und erleichtert den Zugang
zu hochwertiger Zahnmedizin.

5) AMBULANTE ZUSATZVERSICHERUNG
BRILLE, HEILPRAKTIKER UND VORSORGE

Was wird abgesichert

Ambulante Zusatzversicherungen decken je nach Tarif zum Beispiel

Brillen und Kontaktlinsen
professionelle Zahnreinigung
erweiterte Vorsorgeuntersuchungen
Naturheilverfahren und Heilpraktiker
Zuzahlungen für Medikamente und Hilfsmittel

Rechenbeispiel Brille und Vorsorge

Alle zwei Jahre ist eine neue Brille fällig
Kosten für Gestell und Gläser 600 Euro
Leistung der gesetzlichen Kasse 0 Euro

Ambulanter Tarif mit 80 Prozent Erstattung
übernimmt in diesem Fall

80 Prozent von 600 Euro gleich 480 Euro

Zudem sind pro Jahr zum Beispiel zwei professionelle Zahnreinigungen
à 100 Euro versichert.
Die Zusatzversicherung übernimmt 80 Prozent der Kosten

2 mal 100 Euro gleich 200 Euro
80 Prozent gleich 160 Euro

Gesamterstattungen in zwei Jahren

Brille 480 Euro
Zahnreinigung 320 Euro
Summe 800 Euro

Beitrag des Tarifs zum Beispiel 20 Euro im Monat
entspricht 480 Euro in zwei Jahren.

Erstattungen von 800 Euro bei Beiträgen von 480 Euro
zeigen den finanziellen Mehrwert,
wenn die versicherten Leistungen auch tatsächlich genutzt werden.

Fazit

Ambulante Tarife sind besonders interessant
für alle, die regelmäßig Brille, Zahnreinigung
oder alternative Medizin in Anspruch nehmen.

6) AUSLANDSKRANKENVERSICHERUNG
WICHTIG BEI REISEN

Was wird abgesichert

Für Urlaubsreisen in Europa besteht zwar teilweise Schutz
über die gesetzliche Kasse.
Allerdings werden Kosten oft nur bis zum Niveau
der deutschen Kassenleistungen erstattet.
Außerhalb Europas besteht meist gar kein Schutz
oder nur mit starken Begrenzungen.

Die private Auslandsreisekrankenversicherung übernimmt

ambulante und stationäre Behandlung im Ausland
medizinisch sinnvollen Rücktransport nach Deutschland
oft auch zusätzliche Leistungen wie Dolmetscher
je nach Tarif ohne Selbstbeteiligung

Rechenbeispiel

Notoperation im Ausland mit Gesamtkosten von 30 000 Euro

Gesetzliche Kasse erstattet maximal Kosten in Höhe
einer vergleichbaren Behandlung in Deutschland,
angenommen 10 000 Euro.

Eigenanteil ohne Zusatzversicherung 20 000 Euro

Eine Auslandsreisekrankenversicherung mit Beitrag
von zum Beispiel 12 Euro pro Jahr
übernimmt diese 20 000 Euro vollständig
und zahlt zusätzlich den Rücktransport nach Deutschland.

Fazit

Der Beitrag ist sehr gering,
der mögliche finanzielle Schaden jedoch sehr hoch.
Wer regelmäßig reist, sollte diesen Baustein unbedingt nutzen.

7) KRANKENHAUSTAGEGELD
ZUSATZGELD FÜR NEBENKOSTEN

Was wird abgesichert

Krankenhaustagegeld zahlt für jeden Tag eines stationären Aufenthalts
einen festen Betrag, zum Beispiel 20 oder 30 Euro.
Das Geld ist frei verwendbar,
zum Beispiel für

Besuchskosten der Angehörigen
Verdienstausfall von Begleitpersonen
kostenpflichtige Zusatzservices
Zuzahlungen

Rechenbeispiel

Krankenhaustagegeld 30 Euro pro Tag
Aufenthalt im Krankenhaus 14 Tage

Leistung

30 Euro mal 14 Tage gleich 420 Euro

Das ist kein existenzsichernder Betrag,
kann aber die vielen kleinen Zusatzkosten
eines Krankenhausaufenthalts deutlich abfedern.

Fazit

Krankenhaustagegeld ist ein guter Ergänzungsbaustein,
aber nicht so wichtig wie Krankentagegeld
oder Pflegezusatzversicherung.

8) KUR UND REHA ZUSATZVERSICHERUNG

Was wird abgesichert

Die gesetzliche Kasse beteiligt sich zwar an medizinisch notwendigen Kuren
oder Rehabilitationsmaßnahmen,
doch viele Leistungen sind begrenzt
oder mit hohen Eigenanteilen verbunden.

Kur und Reha Zusatzversicherungen erstatten zum Beispiel

Eigenanteile für Unterkunft und Verpflegung
Kurmittel und Anwendungen
Fahrtkosten
zusätzliche Gesundheitsleistungen

Rechenbeispiel

Eigene Kosten einer Reha Maßnahme 1 200 Euro
Leistung aus der Zusatzversicherung 800 Euro

Der Eigenanteil sinkt somit auf 400 Euro.
Im Verhältnis zum Beitrag kann das wirtschaftlich sinnvoll sein,
insbesondere bei wiederholten Maßnahmen.

9) SPEZIALBAUSTEINE UND OPTIONEN

Hierzu zählen zum Beispiel

Spezialtarife für bestimmte schwere Operationen
Optionstarife, mit denen sich junge Menschen
später den einfacheren Wechsel in eine private Vollversicherung sichern
Tarife mit besonders komfortablen Zusatzservices

Diese Bausteine sind eher Ergänzung
für spezielle Situationen und sollten erst dann gewählt werden,
wenn die wichtigeren Lücken im Bereich Einkommen, Pflege
und stationäre Versorgung geschlossen sind.

ZUSAMMENFASSUNG
WELCHE REIHENFOLGE IST SINNVOLL

Die Bedeutung der einzelnen Bausteine hängt immer
von Ihrer persönlichen Situation ab.
Als grobe Orientierung für berufstätige gesetzlich Versicherte
kann folgende Reihenfolge sinnvoll sein

1) Krankentagegeld
Schutz des laufenden Einkommens
2) Pflegezusatzversicherung
Schutz von Vermögen und Angehörigen
3) Stationäre Zusatzversicherung
bessere Behandlung im Krankenhaus
4) Zahnzusatzversicherung
Schutz vor hohen Kosten für Zahnersatz
5) Ambulante Zusatzversicherung
Brille, Vorsorge, Heilpraktiker
6) Auslandskrankenversicherung
besonders wichtig bei häufigen Reisen
7) Krankenhaustagegeld sowie Kur und Reha Zusatz
8) Spezialbausteine und Optionen

WICHTIGER HINWEIS

Alle Rechenbeispiele sind vereinfacht dargestellt
und ersetzen keine individuelle Beratung.
Beiträge und Leistungen hängen von Alter, Gesundheitszustand, Tarif
und Versicherer ab.
Lassen Sie Ihre persönliche Situation
von einer fachkundigen Person prüfen,
damit die Bausteine zu Ihrem Bedarf
und Ihrem Budget passen.

Beitragserhöhungen in der PKV. Welche Möglichkeiten haben Sie, Ihren Beitrag zu senken?

15. November 2025 in Allgemein

Viele private Krankenversicherer erhöhen zum 1. Januar 2026 ihre Beiträge, in manchen Tarifen sogar sehr deutlich. Für viele Versicherte ist das ein Schock, denn die Krankenversicherung ist einer der größten monatlichen Fixkostenblöcke.

Die gute Nachricht:
Als privat Versicherter müssen Sie Beitragserhöhungen nicht einfach hinnehmen. Sie haben mehrere Stellschrauben, mit denen Sie Ihren Beitrag senken oder zumindest abmildern können.

Die schlechte Nachricht:
Nahezu jede Sparmaßnahme hat Nebenwirkungen. Wer unüberlegt Leistungen streicht oder den Versicherer wechselt, riskiert im Zweifel schlechteren Schutz und zahlt später doppelt.

In diesem Beitrag zeige ich Ihnen die wichtigsten Möglichkeiten, Ihren PKV Beitrag zu senken, und worauf Sie dabei unbedingt achten sollten.

Drei Grundregeln vor jeder Entscheidung

Bevor Sie an Ihrem Vertrag drehen, sollten Sie sich diese drei Leitplanken merken:

1. Keine Schnellschüsse aus Ärger

Beitragserhöhungen sind ärgerlich. Doch vorschnelle Kündigungen, radikale Leistungskürzungen oder spontane Tarifwechsel aus dem Bauch heraus können sich später rächen. Die private Krankenversicherung ist ein langfristiger Vertrag, den man nicht jedes Jahr neu „optimiert“.

2. Alterungsrückstellungen schützen

Ein entscheidender Unterschied zur gesetzlichen Krankenversicherung sind die Alterungsrückstellungen. Das sind Rücklagen, die Ihre PKV bildet, damit die Beiträge im Alter stabiler bleiben.

Diese Rückstellungen gehören wirtschaftlich Ihnen. Beim Wechsel zu einem anderen Versicherer gehen sie zu großen Teilen verloren. Darum gilt: Wer über Beitragssenkung nachdenkt, sollte zuerst innerhalb seiner Gesellschaft nach Lösungen suchen.

3. Nicht am falschen Ende sparen

Komfortleistungen lassen sich relativ einfach reduzieren. Aber bei Leistungen rund um schwere Erkrankungen, Operationen, Hilfsmittel oder Psychotherapie sollte man sehr genau hinschauen. Hier droht die Gefahr, dass scheinbar kleine Einschnitte im Ernstfall sehr teuer werden.

Die wichtigsten Stellschrauben zur Beitragssenkung

1. Interner Tarifwechsel beim gleichen Versicherer

Der interne Tarifwechsel ist eine der stärksten und oft unterschätzten Möglichkeiten, den Beitrag zu senken.

Was bedeutet das?
Sie bleiben bei Ihrer bisherigen Gesellschaft, wechseln aber in einen anderen Tarif – oft einen moderneren oder effizienteren Tarif mit ähnlichem Leistungsniveau.

Wann kann das sinnvoll sein?

– Ihr aktueller Tarif ist sehr alt und gehört zu den „teuren Klassikern“.
– Sie sind bereit, auf einzelne Komfortleistungen zu verzichten.
– Sie möchten den Anbieter nicht wechseln, aber den Beitrag merklich reduzieren.

Vorteile:

– Die Alterungsrückstellungen bleiben vollständig erhalten.
– Eine spürbare Beitragsersparnis ist oft möglich.
– Für gleichartige oder geringere Leistungen ist in der Regel keine neue Gesundheitsprüfung fällig.

Worauf müssen Sie achten?

– Der Tarifdschungel ist unübersichtlich. Leistungsdetails können sich stark unterscheiden.
– Manche Versicherer machen die Tarifauskunft nicht gerade leicht verständlich.
– Billigtarife mit Lücken bei wichtigen Leistungen sollten Sie konsequent meiden.

Ein interner Tarifwechsel sollte immer strukturiert geprüft werden – idealerweise mit jemandem, der die Leistungsdetails lesen und einordnen kann.

2. Risikozuschläge prüfen und reduzieren

Viele Versicherte zahlen einen Risikozuschlag, zum Beispiel wegen früherer Erkrankungen, Übergewicht oder Nikotinkonsum. Was viele nicht wissen: Diese Zuschläge können überprüft und gegebenenfalls reduziert oder gestrichen werden.

Wann lohnt sich das?

– Sie haben das Rauchen aufgegeben.
– Eine frühere Erkrankung ist seit Jahren folgenlos ausgeheilt.
– Ihr Gewicht hat sich deutlich und nachhaltig verbessert.
– Ihre gesundheitliche Situation ist heute objektiv besser als bei Vertragsbeginn.

Vorteile:

– Beitragssenkung ohne Abbau von Leistungen.
– Die Entlastung ist oft dauerhaft.

Worauf müssen Sie achten?

– Der Versicherer verlangt aktuelle ärztliche Unterlagen.
– Es gibt keinen Automatismus, Sie müssen aktiv einen Antrag stellen.
– Derzeitige Gesundheit sollte wirklich stabil und gut dokumentiert sein.

Gerade für langjährig Versicherte kann sich diese Überprüfung lohnen.

3. Komfort- und Zusatzleistungen anpassen

Nicht jeder braucht den maximalen Komfort im Krankenhaus oder besonders hohe Erstattungen im Zahnbereich.

Typische Komfort- und Zusatzleistungen sind zum Beispiel:

– Einbettzimmer oder Zweibettzimmer
– Chefarztbehandlung
– sehr hohe Zahnersatzquoten
– Heilpraktikerleistungen
– erweiterte Kurleistungen
– großzügige Erstattung für Sehhilfen

Wann kann das sinnvoll sein?

– Ihr Tarif ist sehr komfortorientiert und entsprechend teuer.
– Krankenhauskomfort ist Ihnen weniger wichtig als ein bezahlbarer Beitrag.
– Sie sind bereit, bestimmte Kosten (Brille, Zahnersatz, etc.) stärker selbst zu tragen.

Vorteile:

– Oft deutliche Beitragsreduktion, ohne dass der „Kernschutz“ komplett ausgehöhlt wird.
– Sie können gezielt dort sparen, wo Ihnen Leistungen nicht so wichtig sind.

Nachteile und Risiken:

– Komfortverlust im Krankenhaus (Zimmerkategorie, Chefarzt).
– Zahnersatz und Brillen können aus eigener Tasche deutlich teurer werden.
– Aufstockungen in der Zukunft sind häufig nur mit Gesundheitsprüfung möglich.

Deshalb sollten Sie sehr bewusst entscheiden, wo der Rotstift angesetzt wird – und wo nicht.

4. Selbstbehalt erhöhen

Eine weitere wichtige Stellschraube ist der Selbstbehalt. Das ist die Summe, bis zu der Sie Behandlungskosten pro Jahr selbst zahlen. Erst darüber hinaus leistet die PKV.

Wann kann eine Erhöhung sinnvoll sein?

– Sie sind selten krank und nutzen wenig Leistungen.
– Sie verfügen über ausreichende Rücklagen.
– Ihnen ist ein geringerer laufender Monatsbeitrag wichtiger als jede einzelne Arztrechnung.

Vorteile:

– Je höher der Selbstbehalt, desto stärker kann der Beitrag sinken.
– Bei dauerhaft guter Gesundheit kann sich das finanziell lohnen.

Nachteile und Risiken:

– Bei Krankheit oder Unfall kann es zu hohen Eigenanteilen kommen.
– Chronische Erkrankungen oder zunehmendes Alter machen hohen Selbstbehalt oft unattraktiv.
– Eine spätere Reduzierung des Selbstbehalts ist häufig nur mit neuer Gesundheitsprüfung möglich.

Wer den Selbstbehalt erhöhen möchte, sollte eine Reserve auf dem Konto haben, aus der im Zweifel Arztrechnungen bezahlt werden können.

5. Ergänzungstarife gezielt überprüfen

Viele Versicherte haben zusätzlich zur Vollversicherung noch einzelne Bausteine wie:

– Krankentagegeld
– Krankenhaustagegeld
– besondere Assistance Leistungen
– sonstige Zusatzpolicen

Diese Bausteine sollten regelmäßig darauf geprüft werden, ob sie noch zur Lebenssituation passen.

Sinnvolle Fragen sind:

– Ist die Höhe des Krankentagegeldes realistisch oder überzogen?
– Besteht doppelte Absicherung über den Arbeitgeber?
– Welche Bausteine nutze ich seit Jahren praktisch nicht?

Vorteile einer Anpassung:

– Schnelle und einfache Beitragsentlastung möglich.
– Überhöhte oder doppelte Absicherungen können reduziert werden.

Achtung beim Krankentagegeld:
Zu starkes Kürzen kann sehr gefährlich werden. Das Krankentagegeld ist oft der zentrale Schutz für Ihr Einkommen, wenn Sie längere Zeit arbeitsunfähig sind. Hier sollte der Bedarf exakt berechnet werden.

Sonderwege und Notlösungen

6. Standard- und Basistarif

Der Standardtarif steht nur einem begrenzten Personenkreis offen (vor allem ältere, langjährig privat Versicherte). Er bietet Leistungen in etwa auf Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung und ist oft deutlich günstiger als der bisherige Tarif.

Der Basistarif ist der gesetzlich definierte Sozialtarif der PKV. Die Leistungen sind an die GKV angelehnt, der Beitrag ist nach oben gedeckelt. Bei Hilfebedürftigkeit kann der Beitrag weiter reduziert werden.

Beide Tarife sind jedoch eher als Sicherheitsnetz gedacht, wenn der normale Tarif dauerhaft nicht mehr finanzierbar ist. Komfort und Leistungsumfang liegen klar unter dem, was viele PKV Kunden gewohnt sind.

7. Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung

Eine Rückkehr in die GKV ist möglich, aber gesetzlich stark reglementiert – insbesondere ab dem 55. Lebensjahr.

Typische Konstellationen sind:

– Wechsel in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit Einkommen unterhalb der Versicherungspflichtgrenze.
– Statuswechsel vom Selbständigen zum Arbeitnehmer.
– Sonderfälle bei Auslandsaufenthalt oder Familienversicherung.

Das kann sinnvoll sein, wenn:

– Das Einkommen mittel- bis langfristig eher moderat ist.
– Familienangehörige über die beitragsfreie Familienversicherung mitversichert werden können.
– Die Beiträge der PKV im Alter voraussichtlich zur großen Belastung werden.

Aber:
Eine Rückkehr in die GKV ist keine reine Tariffrage, sondern oft mit erheblichen beruflichen und finanziellen Veränderungen verbunden. Diese Option gehört deshalb immer in eine ganzheitliche Beratung, auch mit Blick auf Steuern, Rente und die gesamte Finanzplanung.

8. Notlösungen: Stundung, Ratenzahlung, Notlagentarif

Wenn es kurzfristig finanziell eng wird, können Stundung oder Ratenzahlung helfen, akute Beitragsspitzen zu überbrücken. Wird aber länger nicht gezahlt, stufen die Versicherer den Vertrag in den Notlagentarif um.

Im Notlagentarif:

– wird nur noch eine sehr eingeschränkte medizinische Versorgung bezahlt,
– liegen die Beiträge deutlich niedriger,
– ist das Ziel vor allem, den Vertrag rechtlich zu erhalten und Schulden abzubauen.

Der Notlagentarif ist keine Sparstrategie, sondern eine Notbremse. Ziel sollte immer sein, möglichst schnell wieder in einen normalen Tarif zurückzukehren.

Fazit: Struktur statt Aktionismus

Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung sind unangenehm, aber Sie sind ihnen nicht hilflos ausgeliefert.

Mit einem klaren Vorgehen lässt sich oft eine Kombination finden aus:

– interner Tarifoptimierung,
– Anpassung von Komfortbestandteilen,
– sinnvollem Selbstbehalt,
– Überprüfung von Risikozuschlägen,

die Ihren Beitrag spürbar reduziert oder zumindest stabilisiert – ohne dass Ihr Schutz im Ernstfall zusammenbricht.

Wichtig ist, strukturiert vorzugehen:

1. Bestandsaufnahme: Welche Leistungen haben Sie, was zahlen Sie, was nutzen Sie wirklich?
2. Innen vor außen optimieren: zuerst innerhalb der Gesellschaft Lösungen suchen.
3. Große Weichenstellungen wie GKV Rückkehr oder Basistarif nur mit Gesamtblick auf Ihre Lebensplanung prüfen.
4. Entscheidungen dokumentieren und in regelmäßigen Abständen überprüfen.

So behalten Sie Ihre private Krankenversicherung steuerbar – auch dann, wenn die nächste Beitragsanpassung ins Haus steht.

Wie kann man in Kryptowährungen investieren?

7. November 2025 in Newsletter, Vermögensanlage

Kryptowährungen sind digitale Werte, die dezentral verwaltet werden.
Sie eignen sich als spekulative Beimischung im Vermögen und erfordern
sorgfältiges Risikomanagement. Dieser Beitrag führt Schritt für Schritt
durch die wichtigsten Wege und zeigt, wie man strukturiert vorgeht.

Die drei Hauptwege

  1. Direkter Kauf von Coins
    Erwerb von Bitcoin, Ether und anderen Coins über eine Börse.
    Verwahrung auf der Börse oder in einer eigenen Wallet.
    Vorteil hohe Kontrolle. Nachteil hohe Verantwortung für Sicherheit.
  2. Börsengehandelte Produkte
    Zugang über Wertpapierdepot durch Produkte, die einen Coin abbilden.
    Vorteil einfache Depotabwicklung. Nachteil Emittentenrisiken und laufende Kosten beachten.
  3. Aktien und Fonds mit Krypto Bezug
    Beteiligung an Unternehmen aus der Branche oder an Fonds mit Fokus auf diese Firmen.
    Vorteil klassische Depotstruktur. Nachteil nur indirekte Beteiligung am Markt der Coins.

Schritt für Schritt Einstieg

  1. Ziele und Rolle im Portfolio definieren
    Beispiel Beimischung von zwei bis fünf Prozent des liquiden Vermögens
    für chancenorientierte Anleger. Nur Geld einsetzen, dessen Verlust man tragen kann.
  2. Budget und Sparplan festlegen
    Einmalanlage oder regelmäßiger Kauf. Ein Sparplan reduziert Timingrisiken
    durch Käufe zu verschiedenen Kursen.
  3. Seriöse Börse und Depotanbieter wählen
    Achten auf Regulierung, Gebühren, Auszahlmöglichkeiten und deutschsprachigen Support.
  4. Verwahrung entscheiden
    Auf der Börse verwahren ist bequem.
    Eigene Wallet gibt mehr Souveränität.
    Hardware Wallet bietet zusätzliche Sicherheit für größere Beträge.
  5. Absicherung und Zugang
    Zwei Faktor Anmeldung aktivieren.
    Starke Passwörter und Passwort Manager nutzen.
    Seed Phrase offline notieren und sicher verwahren.
  6. Kosten kennen
    Handelsgebühren, Spreads, Netzwerkkosten und laufende Produktkosten vergleichen.
  7. Plan dokumentieren
    Zielquote, Kaufregeln, Rebalancing und Ausstiegskriterien schriftlich festhalten.

Strategien kurz erklärt

  • Kaufen und Halten
    Langfristige Haltung mit fester Zielquote.
    Wenig Aufwand. Disziplin beim Durchhalten nötig.
  • Sparplan
    Regelmäßiger Kauf in konstanten Beträgen.
    Glättet Kursschwankungen. Einfach umzusetzen.
  • Rebalancing
    Einmal pro Jahr zur Zielquote zurückführen.
    Gewinne teilweise mitnehmen und Verluste begrenzen.
  • Fortgeschrittene Instrumente
    Optionen und Futures sind nur für erfahrene Anleger geeignet
    und erfordern vertieftes Risikomanagement.

Sicherheits Grundregeln

  • Seed Phrase niemals digital speichern.
    Kein Foto. Kein Cloud Speicher. Papier oder Metallplatte im Safe.
  • Phishing vermeiden. Immer Adressen der Anbieter selbst eintippen.
    Keine Links aus Nachrichten anklicken.
  • Getrennte E Mail für Börsen nutzen.
    Zwei Faktor mit App oder Sicherheitsschlüssel.
    Keine Wiederverwendung von Passwörtern.
  • Beträge streuen. Größere Summen in eine Hardware Wallet auslagern.

Risiken verstehen

  • Hohe Schwankungen bis hin zum Totalverlust möglich.
  • Regulatorische Änderungen können Preise und Handelbarkeit beeinflussen.
  • Technische Risiken durch Bedienfehler und unsichere Verwahrung.
  • Konzentrationsrisiken bei einzelnen Coins oder Anbietern.

Beispiel für einen einfachen Plan

  1. Zielquote drei Prozent des liquiden Vermögens.
  2. Sparplan monatlich mit konstantem Betrag.
  3. Kauf beschränkt auf zwei große Coins mit hoher Liquidität.
  4. Verwahrung kleine Beträge auf der Börse, größere Beträge in einer Hardware Wallet.
  5. Einmal pro Jahr Rebalancing zur Zielquote.
  6. Notizbuch für alle Transaktionen und Zugangsdaten Hinweise ohne Klartext Passwörter.
  7. Jährlicher Sicherheitscheck von Geräten und Wallet.

Häufige Fehler und wie man sie vermeidet

  • Alles auf eine Karte setzen statt breit zu streuen.
  • Plan ändern aus Emotionen heraus statt nach klaren Regeln.
  • Zu viele exotische Coins kaufen ohne Fundament.
  • Sicherheit vernachlässigen und Zugangsdaten verlieren.
  • Nur auf alte Gewinne schauen und Risiken unterschätzen.

Steuern und Recht

Regeln unterscheiden sich je nach Land und ändern sich im Lauf der Zeit.
Dokumentieren Sie alle Transaktionen und holen Sie bei Bedarf fachkundigen Rat ein.
Dieser Beitrag ist eine allgemeine Information und keine Empfehlung für einen Kauf oder Verkauf.

Fazit

Ein geordneter Einstieg in Kryptowährungen beginnt mit klaren Zielen,
einem einfachen Plan, solider Sicherheit und konsequenter Disziplin.
Wer klein startet, Kosten im Blick behält und die Verwahrung beherrscht,
kann die Anlageklasse als chancenreiche Beimischung prüfen.

Basisrente, Riester Rente und betriebliche Altersversorgung im Vergleich

2. November 2025 in Altersvorsorge, Investmentfonds, Newsletter, Vermögensanlage

Basisrente, Riester Rente und betriebliche Altersversorgung im Vergleich

Wer für den Ruhestand spart, kann sich vom Staat unterstützen lassen. Drei Wege stehen im Mittelpunkt der geförderten Vorsorge in Deutschland. Die Basisrente, die Riester Rente und die betriebliche Altersversorgung. Alle drei setzen in der Ansparphase Anreize vor allem über Steuern oder Zulagen. In der Auszahlphase gilt die nachgelagerte Besteuerung. Welche Lösung passt hängt von Berufssituation Einkommen Familienstand und Zielen ab.

Das Gemeinsame

  • Unterstützung in der Ansparphase durch steuerliche Vorteile oder Zulagen
  • Besteuerung der Leistungen im Ruhestand
  • Regeln und Fördergrenzen unterscheiden sich je nach Produktart

Basisrente

Die Basisrente auch Rürup Rente genannt gehört wie die gesetzliche Rente zur ersten Schicht der Altersvorsorge. Sie wurde vor allem für Selbstständige geschaffen ist aber für alle zugänglich. Attraktiv ist sie für Personen mit hohem Steuersatz weil Beiträge bis zu hohen Grenzen als Altersvorsorgeaufwendungen berücksichtigt werden. Stand zwei tausend fünfundzwanzig können bis zu neun und zwanzig tausend dreihundert vierundvierzig Euro für die Basisversorgung angesetzt werden. Dazu zählen auch Beiträge zur gesetzlichen Rente und zu Versorgungswerken. Die Basisrente ist streng gebunden. Vor dem Rentenbeginn ist kein Zugriff möglich und es gibt ausschließlich eine lebenslange Rente. Eine Hinterbliebenenabsicherung ist auf Ehegatten und Kinder begrenzt und kostet zusätzlich.

Riester Rente

Die Riester Rente richtet sich an Arbeitnehmer an Beamte und an Pflichtversicherte in der gesetzlichen Rente sowie an deren Ehepartner. Gefördert wird über Zulagen und über die Steuer. Als Sonderausgaben können bis zu zwei tausend einhundert Euro im Jahr geltend gemacht werden. Für Familien und Menschen mit geringerem Einkommen kann sich Riester durch die Zulagen besonders rechnen. Gleichzeitig bremst die Garantie des vollen Beitragserhalts die Renditechancen. Viele Anbieter haben daher das Neugeschäft stark reduziert. Seit Jahren werden Reformen diskutiert. Ziel ist eine moderne geförderte Privatvorsorge die mehr Chancen am Kapitalmarkt zulässt.

Betriebliche Altersversorgung

Arbeitnehmer haben einen Anspruch auf Entgeltumwandlung. Der Arbeitgeber gibt auf den umgewandelten Betrag einen Zuschuss von mindestens fünfzehn Prozent als Ausgleich für seine Sozialabgabenersparnis. Bis zu vier Prozent der jeweiligen Bemessungsgrenze sind sozialabgabenfrei und bis zu acht Prozent steuerfrei. Stand zwei tausend fünfundzwanzig entspricht dies monatlich etwa drei hundert zwei und zwanzig Euro sozialabgabenfrei und sechs hundert vierundvierzig Euro steuerfrei. Die spätere Betriebsrente ist zu versteuern. Wer gesetzlich krankenversichert ist zahlt zudem Beiträge zur Kranken und Pflegeversicherung wobei ein Freibetrag zu beachten ist. Privat Versicherte zahlen diese Beiträge nicht. Häufig bestimmt der Arbeitgeber den Rahmen und stellt eine Auswahl an Tarifen bereit. Ein höherer Arbeitgeberzuschuss steigert die Attraktivität deutlich.

Wer kann welche Förderung nutzen

  • Arbeitnehmer können in der Regel zwischen allen drei Wegen wählen
  • Beamte haben Zugang zu Riester jedoch in der Regel keine betriebliche Altersversorgung über Entgeltumwandlung
  • Selbstständige ohne Pflichtversicherung in der gesetzlichen Rente können meist nicht riestern und setzen daher vor allem auf die Basisrente

Kombinationen sind möglich

Ein Entweder Oder ist selten zwingend. Wer möchte kann eine betriebliche Altersversorgung mit einer Basisrente kombinieren und später eine reformierte private Förderung ergänzen sobald diese verbindlich geregelt ist.

Worauf es in der Praxis ankommt

  • Steuersatz heute und erwartete Steuerlast im Ruhestand
  • Höhe des Arbeitgeberzuschusses und Wechsel des Arbeitgebers
  • Familienstand Kinderzulagen und Anspruch auf Riester Förderung
  • Bindung des Kapitals und Bedarf an Flexibilität
  • Auswahl und Kosten der Produkte sowie die Anlagestrategie

Fazit

Es gibt nicht den einen besten Förderweg für alle. Die Basisrente kann starke steuerliche Effekte bringen ist aber unflexibel. Die Riester Rente punktet vor allem mit Zulagen und mit planbaren Garantien hat jedoch begrenzte Renditechancen. Die betriebliche Altersversorgung ist mit Arbeitgeberzuschuss oft sehr attraktiv und sollte bei jedem Arbeitnehmer geprüft werden. Welche Mischung passt zeigt eine individuelle Berechnung mit Blick auf Einkommen Steuersatz Familienlage und Ziele.

So optimieren Sie Ihr monatliches Ruhestandsgehalt

23. Oktober 2025 in Altersvorsorge, Newsletter, Vermögensanlage

So optimieren Sie Ihr monatliches Ruhestandsgehalt

Sicherheit durch lebenslange Rente und Spielraum durch Auszahlplan klug verbinden

Viele Menschen fragen sich, was im Ruhestand verlässlicher und zugleich flexibel ist.
Zur Wahl stehen die lebenslange Rente mit garantiertem Zufluss und der Auszahlplan mit mehr Entscheidungsspielraum.
Beides lässt sich heute in einer stimmigen Strategie kombinieren.

Lebenslange Rente in der Übersicht

Der größte Pluspunkt ist die Garantie einer regelmäßigen Zahlung bis an das Lebensende.
Das Langlebigkeitsrisiko ist abgedeckt und das beruhigt spürbar.
Nach Jahren mit niedrigen Zinsen steigen die Anreize wieder etwas an,
die Verrentung ist dadurch attraktiver als zuvor, auch wenn sie nicht in jedem Fall die höchste laufende Auszahlung liefert.

Stärken

  • Garantierte Zahlung bis an das Lebensende
  • Hohe Planbarkeit des Haushaltsbudgets
  • Psychologischer Komfort durch feste Zuflüsse

Zu beachten

  • Kapitalbindung bei Verrentung
  • Weniger Mitwirkung an möglichen Renditen der Kapitalmärkte

Auszahlplan in der Übersicht

Beim Auszahlplan bleibt das Vermögen im Eigentum.
Entnahmen lassen sich an persönliche Lebensumstände anpassen, Sonderentnahmen sind möglich und nicht verbrauchtes Vermögen kann vererbt werden.
Zugleich kann ein Teil des Kapitals renditeorientiert investiert sein, was auf lange Sicht mehr Spielraum für Entnahmen eröffnet.

Stärken

  • Hohe Flexibilität bei Höhe und Zeitpunkt der Entnahmen
  • Renditechancen während der Entnahmephase
  • Vermögen bleibt vererbbar

Zu beachten

  • Kapital könnte bei ungünstiger Entwicklung vorzeitig aufgebraucht sein
  • Regelmäßige Pflege des Portfolios erforderlich
  • Kursschwankungen erschweren feste Entnahmebeträge

Wichtiger Praxispunkt: Entnahmen besser aus einem ruhigen Anlageteil bedienen und das chancenreiche Depot antizyklisch anpassen.
So lässt sich vermeiden, bei niedrigen Kursen zu viele Anteile zu verkaufen.
In Fondspolicen sind Umschichtungen innerhalb des Vertrags oft ohne Steuerabzug möglich und der Deckungsstock kann als ruhiger Anker dienen.

Kombination als stimmige Lösung

Häufig führt die Mischung zum Ziel.
Ein Teil des Kapitals erzeugt eine verlässliche lebenslange Zahlung und damit Grundsicherheit.
Der verbleibende Teil bleibt investiert und liefert Flexibilität für größere Wünsche sowie Renditechancen für spätere Jahre.
Besonders sinnvoll ist diese Aufteilung, wenn gesetzliche und betriebliche Rente bereits einen guten Sockel ergeben.

Leitplanken für die Umsetzung

  • Monatliche Mindestsumme definieren, die bis ans Lebensende sicher fließen soll
  • Entnahmequote realistisch festlegen und regelmäßig anpassen
  • Liquiditätspuffer für zwei bis drei Jahre vorhalten
  • Renditebausteine mit Qualitätsfokus wählen und jährlich überprüfen
  • Steuern und Kosten laufend im Blick behalten

Fazit: Wer sein Ruhestandsgehalt optimieren will, verbindet das Beste aus zwei Welten.
Planungssicherheit entsteht durch lebenslange Zahlungen.
Flexibilität und zusätzliche Chancen liefert ein gut gesteuerter Auszahlplan.

Keine Anlageberatung im rechtlichen Sinn.
Entscheidungen zu Vertragsformen und Entnahmequoten sollten zu Ihrer persönlichen Situation passen.

Fonds oder Fondspolice? So treffen Sie eine kluge Wahl für die Altersvorsorge

12. Oktober 2025 in Altersvorsorge, Investmentfonds, Newsletter, Vermögensanlage

Viele Anleger:innen stehen vor der Frage: Direkt in Fonds investieren – oder über eine fondsgebundene Rentenversicherung („Fondspolice“)? Beide Wege führen an die Kapitalmärkte und eignen sich grundsätzlich für den langfristigen Vermögensaufbau. Doch sie funktionieren unterschiedlich – vor allem bei Steuern, Kosten und Flexibilität. Im Folgenden finden Sie einen kompakten, verständlichen Überblick mit Praxis-Tipps für die Entscheidung.

Kurz erklärt: Was ist was?

  • Fonds/ETFs im Depot: Sie kaufen Investmentfonds oder ETFs direkt über ein Wertpapierdepot. Kauf/Verkauf, Sparpläne, Umschichtungen – alles steuern Sie selbst.
  • Fondspolice: Eine Rentenversicherung, in der Ihr Beitrag in ausgewählte Fonds/ETFs investiert wird. Zusätzlich gibt es Versicherungsfunktionen (z. B. spätere Verrentung, Todesfallleistung) und eine eigene steuerliche Logik.

Steuern: Wo liegen die Unterschiede?

  • In der Police „steuerlich im Mantel“ anlegen: Innerhalb der Fondspolice fallen während der Ansparphase keine laufenden Steuern an; Umschichtungen lösen keine Abgeltungsteuer aus. Bei Erfüllung der 12/62-Regel (mindestens 12 Jahre Laufzeit und Auszahlung ab 62) wird bei einer Kapitalauszahlung nur die Hälfte des Gewinns mit dem persönlichen Steuersatz besteuert. Todesfallleistungen sind regelmäßig abgeltungsteuerfrei.
  • Im Depot „pay as you go“: Erträge aus Fonds unterliegen grundsätzlich der Abgeltungsteuer zzgl. Solidaritätszuschlag – auf den vollen Ertrag. Umschichtungen gelten als Verkauf/Kauf und sind sofort steuerpflichtig. Außerdem kann eine Vorabpauschale als Vorauszahlung anfallen; der Sparer-Pauschbetrag (derzeit 1.000 € p. a. für Singles) hilft, einen Teil davon steuerfrei zu stellen. Bei Aktienfonds gilt die Teilfreistellung (i. d. R. 30 %), in der Police ist sie je nach Tarifkonstruktion teils niedriger.

Merke: Steuerlich hat die Fondspolice tendenziell Vorteile – besonders, wenn Sie regelmäßig rebalancen oder häufiger die Fondsauswahl wechseln. Im Depot punkten dagegen Pauschbetrag und die höhere Teilfreistellung bei Aktienfonds. Welche Seite „gewinnt“, hängt stark vom Einzelfall ab.

Wichtiger Hinweis: Steuerrecht kann sich ändern; die individuelle Wirkung hängt von Ihrer persönlichen Situation ab. Dieser Beitrag ersetzt keine steuerliche Beratung.

Kosten: Wer ist günstiger?

  • Fondspolice: Neben den laufenden Fondskosten fallen vertragsbezogene Kosten an (z. B. Abschluss- und Verwaltungskosten; Höhe abhängig von Laufzeit, Beitrag, Tarif).
  • Depot: Modell je nach Bank/Broker (Ausgabeaufschläge bei aktiven Fonds, Handelsgebühren bei ETFs/Neobrokern, ggf. Depotgebühr). Mit Beratung/Management kommen ggf. jährliche Servicegebühren hinzu. Oft ist die Direktanlage insgesamt günstiger, weil die „Versicherungsschicht“ als zusätzliche Kostenquelle entfällt – auch wenn die Differenz, gerade bei Einmalanlagen, kleiner geworden ist.

Auswahl & Flexibilität

  • Auswahl: Im Depot haben Sie in der Regel die größte Fondsauswahl. In Policen sind Sie auf die Palette des Versicherers beschränkt (die aber häufig breit genug ist).
  • Disziplin & Bindung: Eine Police schafft Verbindlichkeit – für manche ein Nachteil, für andere ein nützlicher Schutz vor „Vorsorge-Plünderung“.
  • Auszahlungsoptionen: Policen bieten zusätzlich die Möglichkeit der lebenslangen Rente; teils sind flexible Entnahmen trotz Verrentung möglich. Im Depot können Sie jederzeit verkaufen oder einen Auszahlplan einrichten.

Für wen passt was? (Daumenregeln)

  • Depot/Fonds direkt, wenn Sie
    – maximale Auswahl möchten,
    – Kosten drücken wollen,
    – Ihren Sparer-Pauschbetrag ausschöpfen und liquide bleiben möchten.
  • Fondspolice, wenn Sie
    – langfristig planen,
    – Umschichtungen steuerlich „geräuschlos“ erledigen wollen,
    – die 12/62-Regel erreichen können und die Option auf lebenslange Rente schätzen.

Praxis-Tipp: Kombinieren statt dogmatisieren

Sehr oft ist die Mischstrategie sinnvoll:

  • Einen Teil regelmäßig in die Fondspolice (mit Blick auf 12/62, Disziplin, Verrentungsoptionen).
  • Den anderen Teil direkt ins Depot (Pauschbetrag jährlich nutzen, flexibel bleiben).
    So sichern Sie sich steuerliche Vorteile aus beiden Welten und bleiben anpassungsfähig.

Fazit

Die Fondspolice ist häufig steuerlich überlegen, die Direktanlage kosten- und auswahlseitig im Vorteil. Was für Sie besser ist, entscheidet sich an Ihren Zielen, Ihrem Zeithorizont, Ihrer Steuer- und Kostensituation – und daran, wie aktiv Sie Ihr Portfolio steuern möchten. Am Ende zählt, dass Ihre Lösung langfristig zu Ihnen passt.

Hinweis in eigener Sache: Wenn Sie prüfen möchten, welche Kombination aus Depot und Fondspolice zu Ihrer Situation passt (inkl. Kosten-/Steuer-Szenarien, Rebalancing-Effekten und Auszahlungswegen), erstelle ich Ihnen gern eine maßgeschneiderte Analyse.

Eigenheim oder Miete: nüchterne Entscheidungsgrundlagen

2. Oktober 2025 in Finanzierungen

Kurzfazit

– Ein Immobilienkauf ist nicht per se „besser“ als Miete. Die Vorteilhaftigkeit hängt von Eigenkapital, Zinsniveau, Kaufnebenkosten, Haltedauer und Ihrer Liquidität ab.

– Ausreichendes Eigenkapital reduziert Zinskosten und Monatsraten spürbar.

– Eine Finanzierung ohne Eigenkapital erhöht die laufende Belastung und das Ausfallrisiko deutlich.

 

Was Sie vor dem Kauf einkalkulieren sollten

– Eigenkapital: Zielgröße häufig mindestens 20 % des Kaufpreises.

– Kaufnebenkosten: Grunderwerbsteuer, Notar, Grundbuch, ggf. Maklerhonorar. Grob weitere ~10 % des Kaufpreises.

– Liquiditätsreserve: Rücklagen für Instandhaltung, Modernisierung und unvorhergesehene Ausgaben.

– Planbarkeit: Berufs- und Einkommenssicherheit, Familien- und Wohnortplanung, voraussichtliche Haltedauer.

 

Beispielrechnungen (vereinfachte Annahmen) — Kaufpreis 500.000 €

Variante A: mit 20 % Eigenkapital

– Kaufpreis: 500.000 €

– Nebenkosten (10 %): 50.000 € – aus Eigenmitteln

– Eigenkapital (20 %): 100.000 €

– Darlehen: 400.000 €

– Annahme Rate: 6 % p. a. (z. B. 4 % Zins + 2 % Tilgung) ⇒ ≈ 2.000 € pro Monat

 

Variante B: ohne Eigenkapital

– Kaufpreis: 500.000 €

– Nebenkosten (10 %): 50.000 € – mitfinanziert über separaten Ratenkredit (10 Jahre, 6,7 % p. a.)

– Eigenkapital: 0 €

– Gesamtfinanzierung: 550.000 € (500.000 € Kaufpreis + 50.000 € Nebenkosten)

– Annahmen Raten:

– Hauptdarlehen 500.000 € zu 6 % p. a. ⇒ ≈ 2.500 € pro Monat

– Ratenkredit 50.000 € zu 6,7 % p. a., 120 Monate ⇒ ≈ 573 € pro Monat

– Gesamt monatlich ≈ 3.073 €

 

Mehrbelastung gegenüber Variante A: rund +1.073 € / Monat (≈ +54 %) bei identischem Objekt.

 

Hinweise: Die Zahlen dienen ausschließlich der Veranschaulichung. Effektive Konditionen hängen von Bonität, Zinsbindung, Tilgung, Beleihungsauslauf und Marktumfeld ab. Die Beispielrechnungen vereinfachen die Realität (keine Sondertilgungen, Zinsbindungswechsel, Förderdarlehen etc.).

 

Was höhere Monatsraten praktisch bedeuten können

– Geringere finanzielle Flexibilität: weniger Spielraum für Konsum, Urlaube, Vermögensaufbau neben der Immobilie.

– Höhere Abhängigkeit vom Einkommen: bei Jobwechsel, Elternzeit, Krankheit oder Trennung steigt das Risiko, die Finanzierung anpassen oder die Immobilie veräußern zu müssen.

– Längere Bindung: Entscheidungen zu Wohnort und Beruf werden weniger beweglich.

 

Vorgehensweise für eine solide Entscheidung

  1. Belastungsgrenze definieren: realistische Haushaltsrechnung mit Puffer (z. B. 10–20 % Sicherheitsmarge).
  2. Eigenkapital stärken: bis zur Zielquote sparen; parallele Bildung einer Instandhaltungsrücklage.
  3. Angebote vergleichen: Bank(en) und unabhängige Vermittlung; auf Gesamtpaket achten (Zins, Tilgung, Zinsbindung, Sondertilgung, Bereitstellungszinsen, Anschlussrisiko).
  4. Haltedauer prüfen: je kürzer die Haltedauer, desto kritischer wirken Nebenkosten und Marktschwankungen.
  5. Szenarien rechnen: Zinsänderungen, Einkommensschwankungen, Leerstands- bzw. Mietausfallersatz (bei Kapitalanlage).
  6. Miete vs. Kauf objektiv vergleichen: Alternative Anlage des Eigenkapitals, Opportunitätskosten, erwartete Miet- und Preisentwicklung, steuerliche Aspekte.

 

Fazit

Ein Eigenheim kann langfristig sinnvoll sein, ist jedoch keine pauschal überlegene Wahl gegenüber Miete. Besonders ohne Eigenkapital steigen Raten und Risiken merklich. Wer systematisch prüft, ausreichend Rücklagen bildet und Angebote sorgfältig vergleicht, trifft fundiertere Entscheidungen.

 

Rechtlicher Hinweis: Dieser Text stellt eine allgemeine Information dar und ersetzt keine individuelle Beratung. Alle Beispielwerte sind illustrativ. Für Entscheidungen sollten Sie Ihre persönliche Situation, aktuellen Zinssätze und Vertragsbedingungen prüfen. Gern unterstütze ich Sie auf Wunsch mit einer individuellen Kalkulation und einem strukturierten Entscheidungsrahmen.

 

 

MSCI World: guter Baustein – aber selten die ganze Lösung

28. September 2025 in Altersvorsorge, Investmentfonds, Newsletter, Vermögensanlage

Ein ETF auf den MSCI World ist einfach, günstig und für viele Depots ein sinnvoller Kern. Wer jedoch nur darauf setzt, übersieht Struktur-Risiken (Regionen-, Sektor- und Einzeltitel-Konzentration) und lässt zusätzliche Rendite-/Stabilitätsquellen ungenutzt. Besser: in einer durchdachten Asset Allocation kombinieren.

Warum der MSCI World so beliebt ist

  • Breiter Zugang zu Industrieländern: Mit einem Produkt lässt sich ein großer Teil der entwickelten Aktienmärkte abdecken – transparent und kostengünstig.
  • Einfachheit & Disziplin: Für Sparpläne und automatisches Investieren ist ein World-ETF eine pragmatische Lösung, die viele Anleger überhaupt erst “ins Tun” bringt.

Wo die Grenzen liegen

  • Regionale Schieflage: Durch die Marktkap-Gewichtung ist der Index stark USA-lastig (deutlich mehr als zwei Drittel des Gesamtgewichts).
  • Sektor-Konzentration: Technologie-Unternehmen stellen einen großen Anteil; wenige Mega-Caps prägen die Entwicklung überproportional.
  • Lücken im Abbild: Schwellenländer fehlen, ebenso kleinere Unternehmen (Small Caps). Damit bleibt Potenzial – und Diversifikation – außen vor.

Was eine saubere Asset Allocation leistet

Statt eine Ein-Produkt-Lösung zum “Allheilmittel” zu erklären, lohnt der Blick aufs Ganze: Aufteilung über Regionen, Unternehmensgrößen, Stile/Faktoren und weitere Anlageklassen. So lässt sich das Verhältnis aus Renditechancen und Schwankungen auf die persönliche Risikotoleranz zuschneiden.

Praxisnahes Beispiel (keine Anlageberatung)

  1. Kernaktien: MSCI-World-ETF als Basis.
  2. Ergänzung Regionen: Beimischung Schwellenländer für mehr globale Breite.
  3. Ergänzung Größenklasse: Small Caps zur Diversifikation jenseits von Mega-Caps.
  4. Stabilisatoren: Kurzlaufende Anleihen/qualitativ hochwertige Rentenbausteine; optional ein Rohstoff-/Gold-Baustein für Krisenresilienz.
  5. Regelwerk: Rebalancing in festen Intervallen, klare Cash-Quoten, disziplinierte Sparpläne.

Fazit

Der MSCI World ist ein guter Baustein, aber selten die ganze Lösung. Wer sein Vermögen robust aufstellen will, kombiniert ihn innerhalb einer wohlüberlegten Asset Allocation – breiter, balancierter und näher an den eigenen Zielen.

Instant Gratification und die fatalen Folgen für die Altersvorsorge Oder: Warum viele Menschen niemals eine finanziell sorglose Zukunft erreichen werden.

11. September 2025 in Altersvorsorge, Newsletter, Vermögensanlage

In meinen Beratungsgesprächen zur Altersvorsorge höre ich immer wieder denselben Satz:
„Ich habe keine finanziellen Möglichkeiten, um etwas für die Rente zurückzulegen.“

In neun von zehn Fällen ist das schlichtweg falsch. Die Betroffenen belügen damit nicht mich, sondern sich selbst. Das eigentliche Problem: Sie sind nicht bereit, auf eine sofortige, mühelose Belohnung zu verzichten, um sich eine größere Belohnung in der Zukunft zu sichern. Sie handeln triebgesteuert und nicht rational.

Der Unterschied zwischen Menschen, die vorsorgen, und solchen, die es nicht tun, liegt vor allem in der Reihenfolge der Ausgaben.

Triebgesteuerte Menschen:
Nach den Grundbedürfnissen wie Nahrung, Kleidung und Wohnung wird das restliche Einkommen für Konsum ausgegeben, bis nichts mehr übrig ist. Schwerere Fälle verschulden sich zusätzlich und leben dauerhaft über ihre Verhältnisse.

Rational handelnde Menschen:
Sie sparen nach den Grundbedürfnissen konsequent mindestens 15 % ihres Einkommens für die Altersvorsorge. Erst danach nutzen sie den Rest für Konsum.


Ein Beispiel

Person A (triebgesteuert)

  • Nettoeinkommen: 2.500 €

  • Grundbedürfnisse: 1.800 €

  • Konsum: 700 €

  • Altersvorsorge: 0 €

Im Ruhestand: Die gesetzliche Rente reicht vorne und hinten nicht. Person A wird auf Grundsicherung angewiesen sein und auf Kosten der Steuerzahler leben.

Person B (rational)

  • Nettoeinkommen: 2.500 €

  • Grundbedürfnisse: 1.800 €

  • Altersvorsorge: 375 €

  • Konsum: 325 €

Annahme: 375 € monatlich über 30 Jahre bei 6 % Rendite p. a. nach Steuern.
Kapital nach Steuern: rund 367.000 €

Daraus ergeben sich wahlweise

  • etwa 1.000 € lebenslange Rente, wobei das Kapital erhalten bleibt, oder

  • rund 1.900 € monatlich bei Entnahme bis zum 92. Lebensjahr.


Das Fazit

Person A lebt im Alter in Armut, nicht weil es unvermeidbar wäre, sondern weil sie konsumgetrieben gehandelt hat.
Person B lebt finanziell unabhängig, belastet die Gemeinschaft nicht und wird für ihre Weitsicht belohnt.

Die entscheidende Frage lautet:
Willst du dein Leben triebgesteuert oder rational gestalten und damit über deine eigene Zukunft bestimmen?