Viele Anleger:innen stehen vor der Frage: Direkt in Fonds investieren – oder über eine fondsgebundene Rentenversicherung („Fondspolice“)? Beide Wege führen an die Kapitalmärkte und eignen sich grundsätzlich für den langfristigen Vermögensaufbau. Doch sie funktionieren unterschiedlich – vor allem bei Steuern, Kosten und Flexibilität. Im Folgenden finden Sie einen kompakten, verständlichen Überblick mit Praxis-Tipps für die Entscheidung.

Kurz erklärt: Was ist was?

  • Fonds/ETFs im Depot: Sie kaufen Investmentfonds oder ETFs direkt über ein Wertpapierdepot. Kauf/Verkauf, Sparpläne, Umschichtungen – alles steuern Sie selbst.
  • Fondspolice: Eine Rentenversicherung, in der Ihr Beitrag in ausgewählte Fonds/ETFs investiert wird. Zusätzlich gibt es Versicherungsfunktionen (z. B. spätere Verrentung, Todesfallleistung) und eine eigene steuerliche Logik.

Steuern: Wo liegen die Unterschiede?

  • In der Police „steuerlich im Mantel“ anlegen: Innerhalb der Fondspolice fallen während der Ansparphase keine laufenden Steuern an; Umschichtungen lösen keine Abgeltungsteuer aus. Bei Erfüllung der 12/62-Regel (mindestens 12 Jahre Laufzeit und Auszahlung ab 62) wird bei einer Kapitalauszahlung nur die Hälfte des Gewinns mit dem persönlichen Steuersatz besteuert. Todesfallleistungen sind regelmäßig abgeltungsteuerfrei.
  • Im Depot „pay as you go“: Erträge aus Fonds unterliegen grundsätzlich der Abgeltungsteuer zzgl. Solidaritätszuschlag – auf den vollen Ertrag. Umschichtungen gelten als Verkauf/Kauf und sind sofort steuerpflichtig. Außerdem kann eine Vorabpauschale als Vorauszahlung anfallen; der Sparer-Pauschbetrag (derzeit 1.000 € p. a. für Singles) hilft, einen Teil davon steuerfrei zu stellen. Bei Aktienfonds gilt die Teilfreistellung (i. d. R. 30 %), in der Police ist sie je nach Tarifkonstruktion teils niedriger.

Merke: Steuerlich hat die Fondspolice tendenziell Vorteile – besonders, wenn Sie regelmäßig rebalancen oder häufiger die Fondsauswahl wechseln. Im Depot punkten dagegen Pauschbetrag und die höhere Teilfreistellung bei Aktienfonds. Welche Seite „gewinnt“, hängt stark vom Einzelfall ab.

Wichtiger Hinweis: Steuerrecht kann sich ändern; die individuelle Wirkung hängt von Ihrer persönlichen Situation ab. Dieser Beitrag ersetzt keine steuerliche Beratung.

Kosten: Wer ist günstiger?

  • Fondspolice: Neben den laufenden Fondskosten fallen vertragsbezogene Kosten an (z. B. Abschluss- und Verwaltungskosten; Höhe abhängig von Laufzeit, Beitrag, Tarif).
  • Depot: Modell je nach Bank/Broker (Ausgabeaufschläge bei aktiven Fonds, Handelsgebühren bei ETFs/Neobrokern, ggf. Depotgebühr). Mit Beratung/Management kommen ggf. jährliche Servicegebühren hinzu. Oft ist die Direktanlage insgesamt günstiger, weil die „Versicherungsschicht“ als zusätzliche Kostenquelle entfällt – auch wenn die Differenz, gerade bei Einmalanlagen, kleiner geworden ist.

Auswahl & Flexibilität

  • Auswahl: Im Depot haben Sie in der Regel die größte Fondsauswahl. In Policen sind Sie auf die Palette des Versicherers beschränkt (die aber häufig breit genug ist).
  • Disziplin & Bindung: Eine Police schafft Verbindlichkeit – für manche ein Nachteil, für andere ein nützlicher Schutz vor „Vorsorge-Plünderung“.
  • Auszahlungsoptionen: Policen bieten zusätzlich die Möglichkeit der lebenslangen Rente; teils sind flexible Entnahmen trotz Verrentung möglich. Im Depot können Sie jederzeit verkaufen oder einen Auszahlplan einrichten.

Für wen passt was? (Daumenregeln)

  • Depot/Fonds direkt, wenn Sie
    – maximale Auswahl möchten,
    – Kosten drücken wollen,
    – Ihren Sparer-Pauschbetrag ausschöpfen und liquide bleiben möchten.
  • Fondspolice, wenn Sie
    – langfristig planen,
    – Umschichtungen steuerlich „geräuschlos“ erledigen wollen,
    – die 12/62-Regel erreichen können und die Option auf lebenslange Rente schätzen.

Praxis-Tipp: Kombinieren statt dogmatisieren

Sehr oft ist die Mischstrategie sinnvoll:

  • Einen Teil regelmäßig in die Fondspolice (mit Blick auf 12/62, Disziplin, Verrentungsoptionen).
  • Den anderen Teil direkt ins Depot (Pauschbetrag jährlich nutzen, flexibel bleiben).
    So sichern Sie sich steuerliche Vorteile aus beiden Welten und bleiben anpassungsfähig.

Fazit

Die Fondspolice ist häufig steuerlich überlegen, die Direktanlage kosten- und auswahlseitig im Vorteil. Was für Sie besser ist, entscheidet sich an Ihren Zielen, Ihrem Zeithorizont, Ihrer Steuer- und Kostensituation – und daran, wie aktiv Sie Ihr Portfolio steuern möchten. Am Ende zählt, dass Ihre Lösung langfristig zu Ihnen passt.

Hinweis in eigener Sache: Wenn Sie prüfen möchten, welche Kombination aus Depot und Fondspolice zu Ihrer Situation passt (inkl. Kosten-/Steuer-Szenarien, Rebalancing-Effekten und Auszahlungswegen), erstelle ich Ihnen gern eine maßgeschneiderte Analyse.